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Unselbstständige und selbstständige Stiftungen

Das Stadtmuseum Berlin ist seit seiner Gründung 1874 ein Ort bürgerschaftlichen Engagements, dessen Sammlungen ganz überwiegend aus Schenkungen der Berliner hervorgegangen sind. Hierfür stehen insbesondere die mit der Institution verbundenen Stiftungen.

Liebesinsel, Gemälde von Walter Leistikow, um 1905
Museumsstiftung Dr. Otto und Ilse Augustin

Unter den Beständen, die aus bürgerschaftlichem Engagement in die Obhut des Stadtmuseums Berlin gegeben worden sind, befinden sich herausragende Nachlässe, die teils als unselbstständige Stiftungen treuhänderisch von der Stiftung Stadtmuseum Berlin verwaltet werden. Darüber hinaus gibt es selbstständige Stiftungen, die die Arbeit des Stadtmuseums Berlin teilweise fördern.

UNSELBSTSTÄNDIGE STIFTUNGEN

Dr.-Otto-und-Ilse-Augustin-Stiftung

1986 gründete Ilse Augustin diese Stiftung. Mit Hilfe des Stiftungsvermögens konnten Gemälde der Klassischen Moderne für das damalige Berlin Museum erworben werden. Dazu gehören Spitzenstücke wie „Nollendorfplatz“ (1912) von Ernst Ludwig Kirchner und „Liebesinsel“ (1905) von Walter Leistikow.
Das Berlin Museum ging 1995 in die neu gegründete Stiftung Stadtmuseum Berlin über. Seitdem erwirbt die Dr.-Otto-und-Ilse-Augustin-Stiftung Kunstwerke für dessen Sammlungen.
Dora Hitz: Weinernte, ca. 1910 | Museumsstiftung Dr. Otto und Ilse Augustin
© Stadtmuseum Berlin
Carl-Heinz Kliemann: Versperrter Horizont, Pastell, Collageteile aus bemaltem Papier auf Zeichenkarton, 1995
© Stadtmuseum Berlin

Carl-Heinz-und-Helga-Kliemann-Stiftung

Seit 2003 sichert diese Stiftung das Oeuvre von Prof. Carl-Heinz Kliemann in seinem Bestand. Zum Stiftungsvermögen gehören auch Werke und Dokumente zu seinem Leben und künstlerischen Schaffen.
In Gedenken an Helga Kliemann

Wir gedenken der am 4. Februar 2024 im Alter von 99 Jahren in Berlin verstorbenen Stifterin Helga Kliemann, die gemeinsam mit ihrem Mann Carl-Heinz Kliemann die Carl-Heinz-und-Helga-Kliemann-Stiftung am Stadtmuseum Berlin ins Leben gerufen hat. Wir danken Helga Kliemann für ihre Großzügigkeit und werden ihr Andenken bewahren.

Jeanne-Mammen-Stiftung

Die im Jahr 2003 gegründete Stiftung dient der Bewahrung des künstlerischen Werks von Jeanne Mammen (1890-1976). Dieses umfasst weit über 1000 Positionen aus allen Schaffensperioden, die über Sammlung online zugänglich sind.
Auch das Atelier der Künstlerin am Kurfürstendamm 29 kann nach Absprache besichtigt werden (Anmeldung erforderlich unter: 030 353059-850). 
Jeanne Mammen: Vor dem Auftritt, Aquarell und Bleistift auf Papier, um 1928
© Stadtmuseum Berlin
Hans (1876-1955) und Luise Richter (1891-1978) im Garten ihres Hauses in Wannsee um 1952
© Stadtmuseum Berlin

Hans-und-Luise-Richter-Stiftung

Im Rahmen einer Schenkung wurde sie 2000 als eigene unselbständige Stiftung unter dem Dach des Stadtmuseums Berlin gegründet. Der Familienteilnachlass von Vor- und Nachfahren von Giacomo Meyerbeer umfasst rund 1.000 Objekte unterschiedlicher Materialgruppen. Er dokumentiert das Leben einer Berliner Familie jüdischen Ursprungs von 1812 bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. 

Störmer-Hemmelgarn-Stiftung

Im Mai 2019 gründete das Künstler-Ehepaar Elisabeth Störmer-Hemmelgarn und Steffen Störmer diese Stiftung. Die gebürtige Bremerin begann 1968 mit ihrem Grafikstudium an der Hochschule der Künste in Berlin. Seither ist sie ihrer Wahlheimat Berlin aufs engste verbunden und zu ihrer Chronistin geworden. Wie sie selbst über Berlin sagt: „Für mich gibt es keine zweite Stadt in Deutschland, die ihr gleicht. Sie ist meine Schicksalsstadt und ich dokumentiere immer wieder ihren Wandel.“

Die Stiftung dient dem Zweck, das künstlerische Werk von Elisabeth Störmer-Hemmelgarn zu bewahren und für die Nachwelt als Dokumentation der Stadt im Wandel zu erhalten. Mit Stiftungsgründung konnten bereits 23 Werke für die Sammlung des Stadtmuseums Berlin übernommen werden.
„Zaungast im Spiegel der Zeiten – 300 Jahre Charlottenburger Schloss“, Elisabeth Störmer-Hemmelgarn, Acryl auf Nessel (160 x 120 cm), 1995
in Wannsee um 1952
Fritz Ascher: „Tanzende“, 1921 (Bleistiftzeichnung)
© Stadtmuseum Berlin

Fritz-Ascher-Stiftung

Zweck der 2019 gegründeten Stiftung ist die Würdigung des Werkes des Berliner Künstlers Fritz Ascher (1893–1970) im Kontext der verfolgten und verfemten Künstler:innen der Berliner „Vergessenen Moderne“ und deren Berücksichtigung in der deutschen Kunstgeschichte. Die umfangreiche Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin mit 2.800 Gemälden vor allem aus dem 19. und 20. Jahrhundert und Werken berühmter jüdischer Maler wie Max Liebermann und Lesser Ury erscheint den Stiftern als idealer Ort, um das Andenken an den vergessenen jüdischen Berliner Maler Fritz Ascher zu bewahren. 

Fritz Ascher verbrachte den Großteil seines Lebens in Berlin, wo er zwei Weltkriege überlebte sowie im Untergrund die Verfolgung durch die Nationalsozialisten. Seine Kunst ist von kühner Pinselführung und expressionistischer Farbwahl gekennzeichnet. Inhaltlich stehen frühe akademische Studien und figurale Kompositionen der Weimarer Republik im Kontrast zu den nach 1945 entstandenen mystischen Landschaften des Künstlers. In seinem Versteck, in dem er von 1942 bis 1945 lebte, schuf Ascher Gedichte, die als „ungemalte Bilder“ verstanden werden können. Die weltweit erste Werkschau des Künstlers war war von 2016 bis 2018 in sechs Museen in Deutschland und 2019 in den USA (New York) zu sehen.

Die Stiftung wurde von privaten Sammlern des künstlerischen Werkes von Fritz Ascher initiiert, um seinen Arbeiten ein öffentlich zugängliches Zuhause zu geben und ihn im Kontext seiner künstlerischen Zeitgenossen in Berlin zu präsentieren.  Das Stiftungskuratorium besteht aus Paul Spies, Vorstand und Direktor der Stiftung Stadtmuseum Berlin, Eckhart Gillen, Kunsthistoriker und Kurator, und Rachel Stern, Direktorin der New Yorker Fritz Ascher Society for Persecuted, Ostracized and Banned Art, Inc.

Helga-Goetze-Stiftung

Die 2020 gegründete Stiftung der Frauenaktivistin und Feministin Helga Goetze (1922 – 2008) umfasst rund 280 stilistisch einzigartige Stickbilder unterschiedlicher Formate und rund 300 Grafiken, teils Vorzeichnungen, mit feministischen Botschaften und außergewöhnlichen kulturgeschichtlichen Aussagen. Die Arbeiten reichen von den frühen 1970er bis in die 1990er Jahre.
Weiblicher Buddha / Gaia, die Erdmutter, Handarbeit von Helga Goetze, 1983
© Stadtmuseum Berlin

Die 2008 verstorbene Helga Goetze war eine stadtbekannte Aktivistin, die mit ihren zumeist vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche stattfindenden Performances überregionale Bekanntheit erreichte und als Persönlichkeit für die „grenzenlose“ Freiheit in West-Berlin stand. Regisseur und Autor Rosa von Praunheim führte 1982 mit ihr ein legendäres Interview. Helga Goetze gilt allgemein noch heute als „primäre Tabu-Brecherin“ und frühe Vertreterin der queeren Berliner Szene. Ihr schriftlicher Nachlass befindet sich im Frauenforschungs, -bildungs- und –informationszentrum (FFBIZ), auch ist er bereits digitalisiert.

Die Stiftung am Stadtmuseum Berlin dokumentiert einen wichtigen Baustein der Berliner Frauenemanzipation und erlaubt Einblicke in die Diversität Berliner Subkultur. Mit rund 600 Objekten ist die Helga-Goetze-Stiftung eine willkommene Erweiterung zum Thema Berliner Künstlerinnen.

Gerhard Wolf bei Vertragsunterzeichnung am 6. Juli 2020
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

Christa-und-Gerhard-Wolf-Kunststiftung

Christa (1929–2011) und Gerhard Wolf (1928–2023) haben über Jahrzehnte teils enge Freundschaften mit bildenden Künstler:innen gepflegt, von denen sie einige entscheidend förderten und begleiteten. Dabei inspirierte Christa Wolfs literarisches Werk die bildenden Künstler:innen und regte Wechselwirkungen an. Gerade das Dialogische fällt in der über Jahrzehnte gewachsenen Kunstsammlung auf.

Gleichermaßen verhalf Gerhard Wolf als Kunstverleger mit seinem essayistischen und editorischen Schaffen zahlreichen Kunstschaffenden zu der ihnen gebührenden Öffentlichkeit und trug vor allem in der kulturpolitischen Enge der DDR entscheidend zu ihrer Wahrnehmbarkeit bei. Christa und Gerhard Wolf verfassten und veröffentlichten zahlreiche Essays zu ihren „Malerfreunden“, die einen Blick auf die nonkonformistische Kunstszene in der damaligen DDR erlauben.

Mit dem Ziel, ihre Kunstsammlung für die Öffentlichkeit und die Forschung zugänglich zu halten, haben sich Gerhard Wolf und seine Familie am 6. Juli 2020 entschlossen, sie als unselbstständige Kunststiftung unter der Trägerschaft des Stadtmuseums Berlin zu bewahren.

In Gedenken an Gerhard Wolf

In Trauer und Dankbarkeit gedenken wir dem am 7. Februar 2023 in Berlin verstorbenen Gerhard Wolf. Als Autor und Verleger und Freund der Künste war es Gerhard Wolf ein großes Anliegen die Kunststammlung des Ehepaars Wolfs, in der sich viele Arbeiten von befreundeten Künstler:innen befinden, dem Stadtmuseum Berlin zu übergeben, um deren Bewahrung, Erforschung und Vermittlung an die Öffentlichkeit dauerhaft zu ermöglichen.

Archiv der Sozialen Künstlerförderung Berlins

Die unselbstständige Stiftung wurde 2022 vom Berliner Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) und der Stiftung Stadtmuseum Berlin gegründet. Sie hat den Auftrag, Kunstwerke der Sozialen Künstlerförderung Berlin und das dazugehörende Archivmaterial für kommende Generationen zu bewahren und öffentlich zugänglich zu machen.
Blick in das Depot des Archivs der Sozialen Künstlerförderung Berlins, November 2023
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Mathias Völzke

In den kommenden Jahren werden dazu mehr als 15.000 Werke erschlossen, die von 1950 bis 2003 im Rahmen des Förderprogramms entstanden sind. Ziel der Stiftung ist es, ein Konzept zu entwickeln, das den Bestand mittelfristig der Öffentlichkeit zugänglich macht und so einen Beitrag zur einzigartigen Kunst- und Sozialgeschichte des geteilten und des wiedervereinigten Berlins leistet.

SELBSTSTÄNDIGE STIFTUNGEN

Julius-Bötzow-Stiftung

Die 1927 gegründete Bötzow-Stiftung beerbte den Brauereidirektor Julius Bötzow nach dessen Tod. Sie diente dem Aufbau der Keramischen Sammlung am Märkischen Museum.
Carl Vogel: Ehrenpokal für Ernst Ludwig Heim (Silber), Berlin, 1822
© Stadtmuseum Berlin
Werner-Viktor Toeffling: Die Zauberflöte, 1974
© Stadtmuseum Berlin

Werner-Viktor Toeffling-Stiftung

Das Ziel der 2007 gegründeten Stiftung besteht darin, das Vermächtnis des Berliner Künstlers und Bühnenbildners Werner-Viktor Toeffling zu würdigen und weiterzuführen. Zu den Stiftungsaufgaben gehört, die Gemälde, Bühnenbilder und Bühnenmodelle zu bewahren.Im Rahmen eines Wettbewerbs zur Berliner Stadtbildmalerei wird ein Förderpreis verliehen. Das ausgezeichnete Gemälde geht traditionell  als Schenkung in den Bestand des Stadtmuseums Berlin über. Außerdem wird die Theatersammlung des Stadtmuseums gefördert.

Kontakt

Dr. Christine Heidemann
Sammlungskuratorin für zeitgenössische Kunst und unselbständige Stiftungen
E-Mail
(030) 24 002-166 oder (030) 353 059-850