Das Museum dekolonisieren?

Das Brücke-Museum, das Deutsche Technikmuseum und das Stadtmuseum Berlin haben sich auf den Weg gemacht, sich selbstkritisch mit dem Thema Kolonialismus auseinanderzusetzen. Die Open-Access-Publikation „Das Museum dekolonisieren? Kolonialität und museale Praxis in Berlin“ gibt Einblicke in diesen Reflexionsprozess.

Die drei Berliner Museen setzten zwischen 2020 und 2022 drei Pilotprojekte mit unterschiedlichen Schwerpunkten um: Das Stadtmuseum Berlin nahm eine Erstsichtung seiner Sammlung im Hinblick auf koloniale Spuren vor; das Deutsche Technikmuseum widmete sich einem konkreten Ausstellungsthema der Kolonialgeschichte; das Brücke-Museum legte seinen Fokus auf die interne
Sensibilisierung und Fortbildung zu Themen wie Dekolonisierung, Diskriminierung und Diversität.
Alle drei Häuser setzten dabei auf die Zusammenarbeit mit Aktivist:innen sowie Expert:innen der post- und dekolonialen Praxis.

In dem im transcript-Verlag erschienenen Sammelband „Das Museum dekolonisieren? Kolonialität und museale Praxis in Berlin“ kommen in erster Linie diese Expert:innen zu Wort, die sich kritisch mit den Dekolonisierungsprojekten der drei Berliner Museen auseinandersetzen. Folgende Themenschwerpunkte und Handlungsfelder gliedern das Buch:

  • Haltung und Verantwortung
  • Kolonialismus und koloniale Kontinuitäten
  • Inreach
  • Wissen/Kanon/Sprache
  • Sammlung
  • Städtische Erinnerungskultur und Perspektivwechsel

Projektberichte aus den Institutionen selbst und ein Interview mit den drei Museumsleitungen runden den Band ab. Dabei wird klar: Die kritische Auseinandersetzung mit Kolonialismus in Museen ist kein temporäres Thema, sondern eine Querschnittsaufgabe für alle Museumsbereiche. Sie bedarf eines langen Atems, braucht Zeit und beinhaltet die Anpassung institutioneller Strukturen an migrationsgesellschaftliche und globale Gegebenheiten.

Kostenfreies PDF

Die Publikation wurde gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Projektfonds Zeitgeschichte und Erinnerungskultur. Als Open Access-Publikation steht sie kostenfrei zur Verfügung. Die Publikation kann zusätzlich als Print im Online-Shop des Verlages erworben werdne.

Beteiligte Institutionen

Brücke-Museum

Das Brücke-Museum sammelt und erforscht die Werke der Künstlergruppe Brücke. Es besitzt eine der größten Sammlungen zur Brücke-Kunst und ist das einzige Museum weltweit mit diesem Schwerpunkt.

Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin

Die Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin gehört zu den führenden technikhistorischen Einrichtungen in Deutschland. Mit über 600.000 Besucher:innen pro Jahr ist das Deutsche Technikmuseum zudem eines der beliebtesten und erfolgreichsten Museen Berlins.

Stiftung Stadtmuseum Berlin

Die Stiftung Stadtmuseum Berlin zeigt in fünf Museen Ausstellungen zur Berliner Geschichte von den Anfängen bis heute. Seit 2021 widmet sich zudem die Ausstellung BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum dem Austausch zwischen Berlin und der Welt.

Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt

Das Modellprojekt Dekoloniale Erinnerungskultur in der Stadt basiert auf einer mehrjährigen Kooperation von Berlin Postkolonial e.V., Each One Teach One EOTO e.V. und der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland e.V. mit der Stiftung Stadtmuseum Berlin. Bis Ende 2024 legt es Spuren des von Deutschland ausgegangenen Kolonialismus frei und regt zur kritischen Auseinandersetzung mit diesen an.