Sag mal! Sprichwörtliches aus der Scharfrichterei

Thementour

Redewendungen und Sprichworte sind in aller Munde. Wie selbstverständlich benutzen wir sie im Sprechen wie im Schreiben. Doch auch sie drohen in Vergessenheit zu geraten. Obwohl „moderne“ Redewendungen wie „Auf gleicher Wellenlänge“ oder „Auf dem Schirm haben“ noch gebräuchlich sind, sterbe ältere Wendungen schnell aus. Damit geht auch das Wissen um die historische Bedeutung der sprichwörtlichen „langen Bank“ oder der Daumenschrauben verloren.

Im Märkischen Museum sind daher Objekte der mittelalterlichen Scharfrichterei gemeinsam mit den aus ihnen erwachsenen Sprichworten und Redewendungen ausgestellt. So erfahren Sie etwas über die ursprüngliche Verwendung der Objekte sowie ihrer Bewahrung in Form von geflügelten Worten und Redensarten.

Richtschwert aus dem 17./18. Jahrhundert
© Stadtmuseum Berlin

Die Scharfrichterei als Ursprung vieler Redewendungen

Im Mittelalter war es Aufgabe des Scharfrichters – der Name leitet sich von der Schärfe seines Arbeitsgeräts ab -, die vom Gericht gefällten Urteile zu vollstrecken. Mit seinen Knechten folterte er die Verurteilten oder richtete sie mit dem Beil oder Schwert hin. Die Scharfrichterei galt deshalb zu jener Zeit als „unehrliches Handwerk“. 

Die verschiedenen Foltermethoden, Verstümmelungsarten und Tötungstechniken erforderten genaue anatomische Kenntnisse. Scharfrichter kannten den Aufbau des Körpers und verstanden auch viel von Heilkunde. Den Freigesprochenen halfen Sie deshalb, die Folgen der Folter wieder zu heilen. Oft schlichen sich auch vermummte Bürger nachts zu ihnen, um Medikamente zu holen oder sich von ihnen behandeln zu lassen. Ihr Geld verdienten die Scharfrichter jedoch vor allem mit anderen Tätigkeiten: der Beseitigung von Tierkadavern (Abdeckerei), der Säuberung von Kloaken und Hundefängerei. Außerdem hatten sie die Aufsicht über die städtischen Bordelle.

Scharfrichter begriffen sich als eigene Zunft. Sie hatten eine hohe Berufsehre und verlangten eine strenge und umfassende Ausbildung. Mit 16 Jahren legten die noch jungen Lehrlinge ihre Meisterprüfung ab: meist eine Enthauptung.