23.07.2025
Neue Sonderfläche im Museum Knoblauchhaus eröffnet mit Schüler:innen-Projekt zur März-Revolution 1848/49
Das Museum Knoblauchhaus des Stadtmuseums Berlin erzählt im Nikolaiviertel von der Biedermeier-Zeit. Eine neue Sonderfläche innerhalb der Dauerausstellung bietet dort jetzt Raum für die Auseinandersetzung mit aktuellen Themen, neuen Perspektiven und für deren Präsentation. Initiativen, Vereine, Schulklassen und andere Kooperationspartner:innen können so ihre Sichtweisen und Fragen einbringen – und das Museum zu einem lebendigen Ort des Dialogs machen.
Den Auftakt auf der neuen Sonderfläche bildet das Junior-Kurator:innen-Projekt „Auf die Barrikaden!“.
In dem Projekt haben Schüler:innen von zwei achten Klassen des Thomas-Mann-Gymnasiums im Märkischen Viertel (Reinickendorf) Ereignisse der März-Revolution 1848/49 in Berlin erforscht. Warum gingen Menschen damals auf die Straße? Und was hat das mit uns heute zu tun? In den originalgetreu rekonstruierten Wohnräumen der seinerzeit hier lebenden Unternehmerfamilie Knoblauch präsentiert das Museum Knoblauchhaus die Geschichte der Biedermeier-Epoche. Kürzlich hat das Museum aus dem Nachlass der Familie Knoblauch eine kleine Sammlung von Zeitungsartikeln, Flugschriften und „Spottblättern“ aus den Jahren 1847 bis 1849 erhalten. Für die Recherche öffnete der Museumskurator Dr. Jan Mende den Junior-Kurator:innen das Museumsarchiv. Dort beschäftigten sie sich mit der historischen Quellensammlung aus dem Nachlass der Familie Knoblauch und lasen sich durch eine Fülle von Material aus den Revolutionsjahren.
Die Junior-Kurator:innen ordneten die politischen Parolen von 1848 ein, interpretierten diese und diskutieren deren Relevanz für ihr Leben in der heutigen Zeit. Getragen wurde das Projekt von der Frage: Sind die Forderungen von 1848 für sie heute noch aktuell? Aus heutiger Sicht zählen die revolutionären Ereignisse von 1848/49 zu den Meilensteinen der deutschen Demokratiegeschichte. Auch wenn die Revolution nicht unmittelbar erfolgreich war, gilt sie doch als Wegbereiter unserer Demokratie. Dem damaligen Ruf nach politischer Freiheit, Gleichberechtigung und Mitbestimmung schlossen sich Männer, Frauen, Jugendliche und sogar Kinder an. Die Schüler:innen beeindruckte, wie mutige Menschen Freiheit, Gleichheit und Mitbestimmung forderten. In der von ihnen kuratierten Präsentation zeigen sie ihre Projekt-Ergebnisse in Form einer Revolutionszeitung, eines Ereignis-Stadtplans und eigener Revolutionsplakate. Warum die Werte der Menschen von damals für sie heute noch wichtig sind, erzählen sie den Besucher:innen in einer Audiostation.
Das Projekt wurde geleitet von der Kunsthistorikerin und Museumsvermittlerin Imke Küster und begleitet von der Künstlerin und Museumsvermittlerin Stefanie von Schroeter.
Zweites aktuelles Projekt von „Junior-Kurator:innen“
„Auf die Barrikaden!“ ist das erste Projekt mit sogenannten Junior-Kurator:innen im Museum Knoblauchhaus. Auch im Rahmen der aktuellen Sonderausstellung „Berliner Höfe“ im Museum Ephraim-Palais haben Junior-Kurator:innen mitgewirkt. Vierzehn Schüler:innen der Refik-Veseli-Schule in Berlin-Kreuzberg sind mit Fotokameras und Aufnahmegeräten auf Spurensuche gegangen. Ihre festgehaltenen Eindrücke haben sie mit historischen Bildern verglichen und daraus eigene Installationen für das Museum erstellt. Bei der Planung des Projekts, beim Forschen im Stadtraum und bei der Umsetzung der Ergebnisse in eine Museumspräsentation begleitete die Jugendlichen die Mentorin für Junior-Kurator:innen am Stadtmuseum Berlin, Yella Hoepfner.
Das Beteiligungsformat
Das Format Junior-Kurator:innen im Museum gibt es am Stadtmuseum Berlin bereits seit August 2018. Das Projekt ist als School-Outreach konzipiert – hier werden Schülerinnen und Schüler außerhalb des regulären Unterrichts eingebunden – und wird mit verschiedenen Kooperationsschulen durchgeführt. Ziel ist es, Perspektiven von Berliner Jugendlichen in aktuellen Ausstellungen sowie bei der Gestaltung des Stadtmuseums der Zukunft sichtbar zu machen und zu berücksichtigen. Schüler:innen erhalten als Junior-Kurator:innen Gelegenheit, Stadtgeschichte zu erzählen und eigene Perspektiven einzubringen. Sie erschließen sich das Museum aktiv als Forschungs- und Gestaltungsraum, stellen Verknüpfungen zwischen den Dingen in den Ausstellungen, in der Stadt und in ihrer Lebenswelt her. Ihre eigenen Ansichten und Meinungen sowie Geschichten und Objekte werden in öffentlichen Präsentationen für alle sichtbar. Die Projekte in diesem Beteiligungsformat bieten der jungen Generation eine Plattform für einen handlungsorientierten Diskurs über das Museum der Zukunft mit Museumsleuten, Künstler:innen und diversen Akteur:innen der Stadt. Jedes einzelne Projekt bietet Raum zum Formulieren eigener Wünsche und eine Bühne für Gestaltungsideen. Das Stadtmuseum Berlin wertschätzt Schüler:innen als Expert:innen ihrer individuellen Lebenswelt. Ihre Erfahrungen und ihre Kreativität fließen in das Museum ein. Schlüssel des Projektes in der Umsetzung sind selbständiges Entdecken und selbstbestimmtes Erschließen, gemeinsames Ausprobieren, Mitmachen und Teilhaben. Die Junior-Kurator:innen sollen schon heute den Weg des Museums von einem Ort der Präsentation zu einem aktuellen Ort der interaktiven und partizipativen Museumspraxis mitbestimmen. Als Junior-Kurator:innen gestalten sie ihr Stadtmuseum der Zukunft aktiv mit.