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Restitution einer Büste von Max Liebermann: Stadtmuseum Berlin erwirbt Objekt für die Sammlung

Edmund Möller: Bildnis des Malers und Grafikers Max Liebermann (1847-1935), 1917
© Stadtmuseum Berlin, Foto: Oliver Ziebe

Die Prüfung der Besitzverhältnisse und des Verlustzeitraums durch das Stadtmuseums Berlin hat ergeben, dass die Büste der Eigentümerin Martha Liebermann NS-verfolgungsbedingt entzogen wurde.

Eine 1950 in den Besitz des Märkischen Museums gelangte, Max Liebermann darstellende Portrait-Büste aus dem Besitz des in Berlin geborenen jüdischen Malers und Grafikers Max Liebermann (1847-1935) erfüllt die Voraussetzungen zur Restitution an dessen Nachfahren. Bis zum Tod von Martha Liebermann im Jahr 1943, der Ehefrau und Erbin Max Liebermanns, war die Büste aus Gips in deren Besitz, dann verschwand sie. 1946 tauchte die Büste wieder auf und wurde dem Magistrat von Groß-Berlin „als aus dem Besitz von Max Liebermann stammend“ zum Kauf angeboten, zusammen mit einem Film, der 1927 anlässlich seines 80. Geburtstages im Garten von Liebermann in Wannsee gedreht worden war. Beide Positionen zusammen sollten 3 200 Reichsmark kosten. Am 10. Februar 1947 wurde die gewünschte Summe seitens der Stadtkämmerei freigegeben. Offensichtlich aber wurde die Büste dann nicht wie zuvor geplant der Akademie der Künste übergeben. Das Kunstwerk gelangte stattdessen 1950 als Überweisung vom Amt für Rückführung Berlin-Mitte in den Besitz des Märkischen Museums, einer Vorläuferinstitution des heutigen Stadtmuseums Berlin.

Die jüngste Prüfung der Besitzverhältnisse sowie der Umstände des Eigentumsverlustes von Martha Liebermann im Jahr 1943 hat nun ergeben, dass es sich um einen NS-verfolgungsbedingten Entzug handelt. Damit sind die Bedingungen einer Restitution aus Sicht des Stadtmuseums Berlin erfüllt. Im Nachgang zur aktuellen Untersuchung hat die Stiftung Stadtmuseum Berlin mit der Unterstützung der Berliner Sparkasse die Büste aus dem Nachlass des Künstlers erworben. Sie wird derzeit – mit ihrer Provenienzgeschichte – im Ausstellungsbereich [Werk]Räume des Märkischen Museums präsentiert. Dort werden bis Ende 2022 Ergebnisse der Provenienzforschung am Stadtmuseum Berlin exemplarisch vorgestellt.
Paul Spies, Direktor des Stadtmuseums Berlin und Vorstand der Stiftung Stadtmuseum Berlin, über den Erwerb: „Wir freuen uns sehr, dass wir die Büste im Vorfeld des 175. Geburtstages des Künstlers Max Liebermann für die Sammlung Berlins erwerben und ihre Geschichte erzählen können. Unser großer Dank gilt den Erbinnen und unserer Förderin – der Berliner Sparkasse.“
Über ihre Kulturstiftung, die Stiftung Brandenburger Tor, engagiert sich die Berliner Sparkasse seit Jahrzehnten für das Andenken an Max und Martha Liebermann und die Auseinandersetzung mit ihrer Zeit. Die Stiftung hat ihren Sitz im Max Liebermann Haus am Pariser Platz und fördert dort im Sinne der einstigen Hausleute den Austausch zwischen Kunst, Kultur und Gesellschaft.
„Seit 2008 betreibt das Stadtmuseum Berlin kontinuierlich und systematisch Provenienzforschung, um seine Sammlungen auf die Rechtmäßigkeit des Erwerbs zu prüfen“, so Dr. Martina Weinland, die Beauftragte für Kulturelles Erbe am Stadtmuseum Berlin, zur aktuellen Forschung. „Dass wir nun die Erwerbsumstände der Liebermann-Büste untersuchen und die einzigartige Büste aus dem Nachlass Liebermanns erwerben konnten, bereichert sowohl die Erforschung der Sammlungsgeschichte am Stadtmuseum als auch die Sammlungsbestände selbst.“

Die Gipsbüste Liebermanns mit den Abmessungen 45,5 x 28 x 30 cm wurde 1917 anlässlich seines 70. Geburtstages von dem sächsischen Bildhauer Edmund Möller (1885-1958) geschaffen. Vermutlich geschah dies aus persönlicher Wertschätzung des Bildhauers für Liebermann. Ein offizieller Auftrag, etwa seitens der Akademie der Künste, deren Präsident Liebermann 1920 wurde, ist bislang nicht nachweisbar. Vielmehr verweist auch die in den Gips gekratzte Widmung „ZUM 70. GEBURTSTAG IN VEREHRUNG ED.MOELLER 1917“ auf eine persönliche Verbundenheit hin.
 
Weitere Informationen unter:
https://www.stadtmuseum.de/maerkisches-museum/werkraeume
https://www.stadtmuseum.de/provenienzforschung