19.11.2025

Statement zur Bilderbuchlesung im WELTSTUDIO von BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum

   

AfD hat für Sonntag, 23. November 2025, Protest angekündigt

Am Stadtmuseum Berlin haben wir Ende vergangener Woche Kenntnis von einer durch die AfD geplanten Demonstration am Humboldt Forum erhalten. Stattfinden soll diese am kommenden Sonntag, den 23. November – gerichtet ist sie gegen eine Bilderbuchlesung für Familien im WELTSTUDIO von BERLIN GLOBAL.

In diesem Zusammenhang möchten wir einiges klarstellen:

Am 23. November lädt das Stadtmuseum Berlin Kinder in Begleitung ihrer Eltern zu einer besonderen Bilderbuchlesung im Humboldt Forum ein – anlässlich des UN-Kinderrechte-Tags. Die „Drag Story Hour“ ist Teil des Aktionstags „Spielen ist ein Kinderrecht“ und fördert Fantasie, Lesefreude und kulturelle Teilhabe.
Die Bilderbuchlesung mit Drag-Performer*innen ist ein freiwilliges Angebot für Kinder und deren Familien, das Fantasie und Vielfalt auf kreative und altersgerechte Weise sowie in sicherer Atmosphäre erfahrbar macht. Drag ist eine künstlerische Ausdruckform des Verkleidens und Übertreibens – vergleichbar mit Theater, Märchenfiguren oder Kostümfesten, was Kindern sehr vertraut ist.

„Drag Story Hour“
Das Format„Drag Story Hour“ bezieht sich auf eine in San Francisco gegründete Organisation, die sich für Akzeptanz und Freude am (Vor-)Lesen einsetzt. Seit 2018 finden auch in Berlin in dieser Tradition Lesungen in kulturellen Einrichtungen statt. Der Fokus liegt dabei auf Leseförderung, kultureller Teilhabe und dem Kennenlernen von verschiedenen Lebensrealitäten.

Die Vorlesenden
Zum Aktionstag am 23. November im WELTSTUDIO in der Ausstellung BERLIN GLOBAL lesen erneut die Drag-Queens Kaey und Vivienne Lovecraft. Sie sind seit vielen Jahren professionelle Drag-Performer*innen, die u. a. als Sänger*innen, Moderator*innen und Comedians auftreten. Sie haben seit September 2023 bereits mehrere Bilderbuch-Lesungen für das Stadtmuseum Berlin durchgeführt. Die bisherigen Lesungen waren gut besucht und sind sowohl bei Kindern als auch Eltern mit Begeisterung aufgenommen worden.

Professionelle Begleitung
Die Lesung wird von pädagogisch erfahrenen Mitarbeiterinnen der Abteilung für Bildung und Vermittlung des Stadtmuseums Berlin begleitet. Sie ist altersgerecht für Kinder ab drei Jahren entwickelt, die ausschließlich in Begleitung ihrer Eltern bzw. Betreuungspersonen an der Veranstaltung teilnehmen. Zusätzlich ist an diesem Tag ein speziell geschultes Team vor Ort, um für einen sicheren und wertschätzenden Rahmen für alle Beteiligten zu sorgen.

Programmatischer Hintergrund
Kinder sind neugierig, offen und fantasievoll. Entsprechende Angebote der kulturellen Bildung geben ihnen die Möglichkeit, diese Eigenschaften zu nutzen, um sich selbst und andere besser zu verstehen. Die Veranstaltung setzt Impulse dazu, dass Menschen verschieden sein dürfen, dass Familien unterschiedlich aussehen können, und in Geschichten Vielfalt selbstverständlich werden kann.

UN-Kinderrechte

Dabei orientiert sich das Stadtmuseum Berlin auch an Prinzipien der UN-Kinderrechtskonvention, die Ausgangspunkt für die programmatische Gestaltung dieses Aktionstags sind. Kinder haben das Recht:
– auf kulturelle Teilhabe (Art. 31),
– auf Nicht-Diskriminierung (Art. 2),und auf freie Gedanken- und – Ausdrucksmöglichkeiten (Art. 13).

Das Ziel ist es, diesen Rechten in der kulturellen Praxis des Programms im Stadtmuseum Berlin gerecht zu werden: Kinder sollen erleben, dass sie in ihrer Persönlichkeit respektiert werden – und dass auch andere Menschen Respekt verdienen. Kinder und Familien sind eingeladen, sich auf kreative, spielerische und unterhaltsame Weise mit den UN-Kinderrechten auseinanderzusetzen.

Die Motivation
Das Stadtmuseum Berlin steht für einen offenen und inklusiven Kulturraum für alle Familien – klassisch, alleinerziehend, Patchwork, queer oder anders. Kulturelle Bildung soll stärken, verbinden und Kinder darin unterstützen, die Welt mit Neugier und Respekt wahrzunehmen. Der Aktionstag im WELTSTUDIO ist außerdem Teil des Gemeinschaftsprojekts „Beziehungsweise Familie“ im Humboldt Forum.
Das Stadtmuseum Berlin setzt sich dafür ein, dass im Rahmen seines Bildungsauftrags und der Kunstfreiheit die Programmpunkte seiner Ausstellungen und Angebote für das Publikum störungsfrei und ohne Anfeindungen verlaufen.

Sophie Plagemann, Vorständin und Künstlerische Direktorin der Stiftung Stadtmuseum dazu: „In Berlin leben knapp 4 Millionen ganz unterschiedliche Menschen zusammen. Als Stadtmuseum erzählen wir die Geschichten und das Lebensgefühl dieser vielseitigen Stadtgesellschaft an unseren sechs Standorten und richten uns mit unseren breiten Angeboten an die Bewohner*innen und Gäste aus dem Umland und der Welt. Diese Vielseitigkeit und Unterschiedlichkeit macht die Attraktivität unserer Stadt aus, dass hier Menschen miteinander zusammenleben wollen, die Unterschiede nicht nur aushalten, sondern als inspirierend und bereichernd empfinden. Vielstimmigkeit sowie Wertschätzung, Respekt und Qualität sind für uns bei der Entwicklung unserer Museumsarbeit selbstverständlich.“

Patricia Rahemipour, Vorsitzende des Berliner Museumsverbands: „Museen sind Orte der Begegnung und des gemeinsamen Lernens. Wenn Einrichtungen wie das Stadtmuseum Berlin Bildungsformate entwickeln, die unterschiedliche Lebenswirklichkeiten sichtbar machen, knüpfen sie genau an diesem Anspruch an. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zu einer solidarischen Gesellschaft und stärken unsere demokratischen Werte. Als Verband der Berliner Museen und Mitglied der Berliner Kulturkonferenz setzen wir uns dafür ein, dass Kultureinrichtungen die Freiheit behalten, ihre Aufgaben verantwortungsvoll wahrzunehmen. Wir wenden uns gegen jede Form von Angriff oder Abwertung dieser wichtigen Ressourcen.“

Weitere Fragen und Antworten unter: www.stadtmuseum.de/statement-bilderbuchlesung