Die Junior-Kurator:innen aus dem Gymnasium Tiergarten vor ihrer Installation im Museum Nikolaikirche.
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

Jungsein in Berlin. Junior-Kurator:innen im Museum Nikolaikirche

Im Rahmen der Ausstellung „Mark Dion. Delirious Toys“ im Museum Nikolaikirche zeigen Junior-Kurator:innen in einer Kunstinstallation ihre Perspektiven auf Kindheit und Jugend in Berlin.

von Dominika Szyszko

Über mehrere Monate hinweg hat sich eine 9. und später dann 10. Klasse des Berliner Gymnasiums Tiergarten mit der Arbeit eines Museums beschäftigt. Dabei sind sie den Fragen nachgegangen, die sich auch der US-amerikanische Künstler Mark Dion in seiner Arbeit mit der Spielzeugsammlung des Stadtmuseums Berlin stellte: „Was und warum sammeln Museen?“, „Wie kuratiert man eine Ausstellung?“ „Welche Bedeutung haben Spielzeuge?“

Das Museum neu kennenlernen

Dafür haben die Jugendlichen ihre eigene Spielzeug-Sammlung angelegt und damit gearbeitet. Sie haben das Depot des Stadtmuseums Berlin besichtigt und sind mit Kurator:innen und Museolog:innen ins Gespräch gekommen. In einem Workshop mit Mark Dion haben sie seine künstlerische Herangehensweise kennengelernt und in einem Schreib-Workshop mit der Ausstellungskuratorin Christine Heidemann einen Beitrag für die Ausstellungsbroschüre verfasst. Bei der Arbeit mit Modellen, eigenen Pop-up-Ausstellungen und Tonaufnahmen haben sie Ideen für ihre Installation entwickelt und erprobt.

Jungsein in Berlin. Junior-Kurator:innen im Museum Nikolaikirche

Während einiger Projekttage haben die Jugendlichen das Depot des Stadtmuseums Berlin besucht, mit Kurator:innen gesprochen, kleine Pop-up Ausstellungen entwickelt und Modelle gebaut. Hier gibt es einen Einblick in den Prozess.

Für viele war es eine besondere Gelegenheit, das Museum und sich selbst neu und anders kennenzulernen. Am Ende des Workshops gaben die Teilnehmer:innen anonym Feedback:

Beim Projekt durfte ich sehr viel über die künstlerische und kuratorische Arbeit lernen. Ich habe gesehen, wie eine Ausstellung zustande kommt, mich mit mir selbst und meiner Geschichte auseinandergesetzt und noch einmal gemerkt, wie sehr mir Berlin am Herzen liegt.

Ich finde es toll, dass wir eine Möglichkeit bekommen haben, so ein Projekt zu machen, da wir unsere Kreativität erweitern konnten und wir mal was anderes [als] in der Schule erleben.

Die kreative Umsetzung des entstandenen Konzepts hat besonders viel Spaß gemacht: Hier wurden eine Treppe mit Graffiti besprüht, Spielzeuge in einer Gruft inszeniert und ein „Fluss des Lebens“ drapiert. So beschreiben die Junior-Kurator:innen ihre Installation „Jungsein in Berlin. Wie ist das heute so?“:

In der Gruft unten zeigen wir die immer noch vorhandene stereotypische Unterteilung in Mädchen- und Jungen-Spielzeug, um diese mit der Dunkelheit in der Vergangenheit zu lassen. Der Vogel steigt hoch und befreit sich von Mustern und Zwängen.

Sobald man nach oben in die beleuchtete Kapelle blickt, findet man das „Zusammenleben“ von Objekten, die uns Freude bringen. Es ist eine Welt der freien Entfaltung. Im „Fluss des Lebens“ finden sich Spielzeuge, die uns über die Jahre wichtig waren – vom Baby bis zum Teenager. Auf der „Treppe zur Freiheit“ stehen unsere jetzigen Lieblingsobjekte.

Die Installation wird von einer Soundcollage begleitet.

In der Eröffnungsrede sagte Rinana Kap – eine der Junior-Kurator:innen:

„Ich wünsche mir, dass Projekte wie diese in Zukunft keine Seltenheit bleiben und zugängliche Bildung zu Kunst kein Privileg, sondern eine Selbstverständlichkeit wird. Kunst ist das, was in unserer heutzutage leider viel zu hektischen Gesellschaft, die Augen öffnet und zum Nachdenken bringt. (…) Ich hoffe, dass wir niemals unsere Phantasie verlieren werden. Bleibt kreativ und verliert euch bitte nicht!“
Rinana Kap während der Eröffnungsrede.
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

Junior-Kurator:innen im Museum
Klasse 10a des Gymnasiums Tiergarten:
Bilal Ahmad, Ranim Al-Areqi, Janna Banat, Milan Beiser, Azra Cicekliyurt, Elijas Fäskorn, Leonie Gabron, Mika Gasanov, Arne Gerlach, Hamdoun Jaridi, Rinana Kap, Murat Kaplan, Emre Kara, Polina Komitova, Ida Kranz, Jolie Lange, Thanh Ha Le, Franco Meißner, Marc Mörsdorf, Aytaç Pashali, Adam Ramy, Gustaf Schmiedel, Leonie Schwertfeger, Stina Sonnenberg, Lena Szuppa, Shaheen Tornow, Julia Warakomska, Eva Weber, Lara Wiener, Kerem Yelken, Adara Yildirim

Begleitende Kunstlehrerin
Leila Raabe

Mentorin für Junior-Kurator:innen
Yella Hoepfner
 
Projektleitung
Dominika Szyszko
 
Sounddesign & Workshop Sounds und Stories
Hans Raabe

Workshop Modellbau und Gestaltung
Anna Heidenhain
 
Workshop Künstlerisches Kuratieren
Mark Dion
 
Workshop Kuratorisches Schreiben
Dr. Christine Heidemann
 
Workshop Ausstellungsdesign
Anna Sartorius

Video-Dokumentation
Issé Regaud-Wildenstein

Einblicke in die Sammlung und Sammlungsstrategien des Stadtmuseums Berlin
Peter Matuschek, Elina Miagkovaitė, Randy-Noreen Rathenow, Dr. Beate Witzel

Installation der Junior-Kurator:innen im Museum Nikolaikirche
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

„Jungsein in Berlin. Wie ist das heute so?“

Eine Installation der Junior-Kurator:innen des Gymasiums Tiergarten, zu sehen bis 11. Februar 2024 in der Sonderausstellung „Mark Dion. Delirious Toys“ im Museum Nikolaikirche.

Info & Service

Öffnungszeiten

täglich | 10 – 18 Uhr (auch an Feiertagen)

Am 6. Juni 2024 ist die Ausstellung für den Publikumsverkehr ab 15 Uhr geschlossen. Grund ist eine interne Veranstaltung.

Wir bitten um Ihr Verständnis.

Anfahrt

Nikolaikirchplatz
10178 Berlin

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