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„30 kg“ – eine Freiflächen-Präsentation in BERLIN GLOBAL wurde am 7. Juli 2022 eröffnet

   
Freiflächen-Projekt „30kg“ in BERLIN GLOBAL
(c) Stadtmuseum Berlin und Kulturprojekte Berlin, Foto Michael Setzpfandt

„30 kg“ – eine Freiflächen-Präsentation kuratiert von Burcu Argat und gestaltet von İzim Turan, ist am 7. Juli 2022 in BERLIN GLOBAL eröffnet worden. Präsentiert wird „30 kg“ auf einer Freifläche im Raum „Vergnügen“ in der Ausstellung BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum.

Sieben türkische Berlinerinnen reflektieren ihre eigene Migrationserfahrung und die Auswirkungen auf ihre Identität anhand des 30 Kilogramm schweren Freigepäcks, das sie bei der Einreise mitnehmen durften. Dieses Gepäck symbolisiert alles, das sie für den neuen Lebensabschnitt in der Fremde mitbringen: einen Koffer voller Dinge, aber auch Erwartungen, Hoffnungen, Erinnerungen und Selbstvorstellungen. Aber: Die persönlichen Utensilien aus der alten Heimat finden in Berlin keine Verwendung mehr, die Muttersprache keine genaue Übersetzung. Als transkulturelle Frauen verhandeln die Protagonistinnen ihren Alltag neu – für manche eine Befreiung, für andere ein Verlust. Die tiefgreifenden persönlichen Fragestellungen, die sich aus der Migration ergeben, durchziehen wie ein rotes Band das Konzept der dritten Freifläche in BERLIN GLOBAL: Auf einer großen Bordkarte wenden sich die Mitwirkenden in einem gemeinsamen Brief an die Besucher*innen. Sie verweisen darauf, dass jede*r gewissermaßen selbst Migrant*in ist, und laden ein, über das Veränderliche der eigenen Identität nachzudenken.
Mitten auf der Freifläche fallen in einer hängenden Skulptur persönliche Gegenstände aus einem Koffer. In der Türkei wurden diese Dinge im Alltag oder zu besonderen Anlässen gebraucht, in Berlin fehlt ihnen der Kontext. Dass diese Dinge Sinn und Bedeutung verloren haben, steht sowohl für Freiheit als auch Verlust. Dieser Gegensatz spiegelt sich auch in der Sprache der Migrantinnen. Das neue Leben verlangt einen ständigen Sprachwechsel – nur gibt es für viele türkische Redewendungen keine direkte Entsprechung auf Deutsch.
Über die aktuellen Perspektiven hinaus schlägt das Projekt auch einen Bogen in die 1920er Jahre, als eigenständige Frauen aus der jungen Türkei nach Berlin migrierten und sich wie heute neu definieren mussten. Drei von ihnen, Rebia Tevfik Başokçu, Suat Derviş und Emine Adalet Pee, werden auf der Freifläche vorgestellt.

Kuratorin: Burcu Argat
Gestaltung: İzim Turan
Mitwirkende: Pınar Akyol, Başak Arslan, Michelle Demishevich, Ayşe Derya Kır, Ayça Öztarhan Kocatürk, Seda Boran Krüger und Nur Özalp
Begleitung Stadtmuseum Berlin: İdil Efe, Sophie Perl
Ausstellungsdauer: 8. Juli 2022 bis 3. Juli 2023
Ausstellungsort: Raum „Vergnügen“ in BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum, Schlossplatz 1, 10178 Berlin

Burcu Argat ist Schriftstellerin, Kuratorin und Kulturmanagerin und zog 2015 aus Istanbul nach Berlin. Sie greift vielfältige Vermittlungsformate auf, um Geschichten neu erzählen zu können. In ihrer Arbeit spielen historische Ereignisse und Gegenwartsfragen gleichermaßen eine zentrale Rolle. İzim Turan ist eine in der Türkei geborene Designerin und Architektin. Nachdem sie einige Jahre lang Erfahrungen aus unterschiedlichen Orten auf der Welt sammelte, zog sie im Sommer 2022 nach Berlin, um ihre künstlerische Praxis hier weiterzuentwickeln. Die sieben Protagonistinnen sind Frauen unterschiedlichen Alters, mit verschiedenen Berufen, die aus vielfältigen Gründen aus der Türkei nach Berlin migrierten.