Die Schlacht um Berlin

Vom 16. April bis zum 2. Mai spielte sich der letzte große Kampf des Zweiten Weltkriegs auf europäischem Boden ab: In der Schlacht um Berlin stellten sich rund 1 Million Soldaten der Deutschen Wehrmacht, der Waffen-SS und des Volkssturms den rund 2,5 Millionen Soldaten der vordringenden Roten Armee entgegen. Nach zwei Wochen waren Zehntausende tot, Hunderttausende verwundet oder vermisst. Zudem kosteten die Kämpfe zahlreiche zivile Opfer. Viele Teile Berlins, die den alliierten Bombenkrieg überstanden hatten, fielen binnen weniger Tage in Trümmer.

von Heiko Noack
Zerstörte Deutsche 8,8-cm-Flak (Flugabwehrkanone) vor der Ruine der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche auf dem Auguste-Viktoria-Platz (heute Breitscheidplatz) in Charlottenburg, 1945.
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Cecil F. S. Newman
Soldaten der Roten Armee auf dem Pariser Platz am Brandenburger Tor, 30. April 1945
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Abraham Pisarek
Der sowjetisch-polnische Vormarsch auf Berlin begann im Januar 1945, als die Rote Armee die deutschen Verteidigungslinien entlang der Oder durchbrach. Dies führte zu einem raschen Vorstoß in Richtung Berlin. Auf den Seelower Höhen östlich der Reichshauptstadt versuchten die Verteidiger mit der letzten großen Panzerschlacht des 2. Weltkriegs noch einmal vergeblich, die Offensive zu stoppen. Die heftigen Kämpfe forderten hohe Verluste auf beiden Seiten.
„Deutsche gegen Russen?“

In der Schlacht um Berlin kämpften nicht nur Truppen aus Deutschland, Russland oder anderen sowjetischen Teilrepubliken. Auch Soldaten weiterer Nationalitäten waren am Endkampf um die Reichshauptstadt beteiligt: Auf sowjetischer Seite die 1. und 2. Polnische Armee mit insgesamt rund 180.000 Soldaten. Auf deutscher Seite Freiwillige der Waffen-SS, insbesondere aus Frankreich (33. SS-Division „Charlemagne“) sowie aus Dänemark (11. SS-Division „Nordland“), unter anderem aber auch aus Spanien, Kroatien, Belgien, den Niederlanden, Norwegen, Schweden, der Ukraine und dem Baltikum. Ihre Anzahl war weitaus geringer, aber genaue Zahlen sind nicht dokumentiert.

Die Schlacht um Berlin war der Höhepunkt der Offensive. Die Rote Armee führte eine Zangenbewegung durch, schloss die Stadt ein und rückte nun auch von Norden, Süden und Westen auf das Zentrum vor. Trotz erbitterter Gegenwehr durch Wehrmacht, Volkssturm und Waffen-SS kapitulierte Berlin am 2. Mai 1945. Damit war das Ende des nationalsozialistischen Regimes besiegelt. Diese Ereignisse führten zur Teilung Deutschlands und prägten die weltpolitische Landschaft Europas für die folgenden Jahrzehnte. Das zerstörte Berlin blieb noch für Jahre ein Trümmerfeld aus 55 bis 75 Millionen Kubikmetern Schutt, in dem die Menschen ihr Leben neu beginnen mussten.
General Helmuth Weidling unterzeichnete am 2. Mai 1945 als Kampfkommandant von Berlin die bedingungslose Kapitulation der Stadt. Am 6. Mai wurde seine Gefangennahme am Eingang zum „Führerbunker“ der Neuen Reichskanzlei in der Voßstraße für dieses sowjetische Propaganda-Foto inszeniert.
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Abraham Pisarek

Die Opfer der Schlacht um Berlin

  • Deutsches Reich
    • ca. 50.000 Gefallene
    • ca. 200.000 Verwundete
    • ca. 480.000 Kriegsgefangene
    • mehr als 20.000 getötete Zivilpersonen
  • Rote Armee
    • ca. 80.000 Gefallene, davon über 8.000 Polen
    • ca. 280.000 Verwundete

Spuren der Schlacht

„Mann gegen Mann?“

Entgegen dem Klischee vom Krieg als Kampf Mann gegen Mann setzten die sowjetischen Streitkräfte im 2. Weltkrieg als einzige auch Frauen ein. Ihre Verwendung blieb nicht – wie in anderen Ländern – auf unterstützende Aufgaben im Sanitäts-, Verbindungs- und Verwaltungsdienst beschränkt. In der Roten Armee kämpften Frauen wie Männer an der Waffe: bei der Panzertruppe, der Artillerie, als Pilotinnen oder Scharfschützinnen. Insgesamt dienten in der Roten Armee von 1941 bis 1945 zwischen achthunderttausend und einer Million Frauen.

Rot-Armistin, Berlin 1945 © Stadtmuseum Berlin | Foto: Eva Kemlein

Panzer als Waffe und Symbol

In und um Berlin wurde nicht nur mit Gewehren und Granaten gekämpft. Beide Kriegsparteien setzten in Berlins Wiesen, Feldern und Wäldern, in den Industrie- und Wohngebieten alles ein, was ihnen an schwerem Kriegsgerät zur Verfügung stand – Bomben, Artillerie, Raketenwerfer und auch Panzer. Mehr als 6.000 Panzern der Roten Armee standen rund 1.0000 deutsche Panzer gegenüber. Nach dem Ende der Kämpfe zeugten tausende von Wracks überall in der Stadt vom Schrecken und der Sinnlosigkeit des Krieges. Bald darauf wurden Panzer zum Symbol des Sieges und der Stärke. Doch auch dies sollte sich wieder ändern.