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Philip Kojo Metz
© Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin | Foto: Louisa Marie Summer

SORRYFORNOTHING – eine skulpturale Intervention

Philip Kojo Metz setzt in BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum ein Zeichen für die Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialvergangenheit.

von Franziska Schönberner, Kulturprojekte Berlin

Die Geschichte des deutschen Kolonialismus war lange Zeit im öffentlichen Bewusstsein der Deutschen so gut wie nicht präsent. In der Berlin Ausstellung im Humboldt Forum hat sie einen Platz – denn Berlin war als Hauptstadt des Deutschen Kaiserreiches auch Zentrum der deutschen Kolonialpolitik.

Mit der unsichtbaren Skulptur SORRYFORNOTHING markiert der Künstler Philip Kojo Metz die Leerstelle im öffentlichen Gedenken an die Kolonialkriege und ihre Opfer.

Seine Kunstaktion verfolgten am 24. Oktober 2019 rund 120 Gäste auf der damals noch leeren Fläche der Berlin Ausstellung im Humboldt Forum.

Aufnahme während der Kunstaktion in BERLIN GLOBAL
© Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin | Foto: Louisa Marie Summer
Im Raum standen vier großformatige Holzkisten, in denen die Skulptur zu vermuten war. Dann der besondere Moment der Enthüllung: Die Kisten waren augenscheinlich leer, die Skulptur unsichtbar. Eingeweiht wurde die unsichtbare Skulptur nach einem Ritus der ghanaischen Akan. Die Musikerinnen Miriel Cutiño Torres und Lara-Sophie Milagro begleiteten die Aktion mit der Uraufführung der Komposition „Song for“. Auch dieser Auftritt thematisierte das Abwesende: Die Musikerinnen waren stumm, Gesang und Soundcollage wurden eingespielt.

SORRYFORNOTHING – eine skulpturale Intervention

Über die Vorbereitungen zu #SORRYFORNOTHING, den Transport zum Humboldt Forum und den besonderen Moment der Enthüllung und Einweihung, ist dieser Film entstanden, der die Komplexität der Kunstaktion zum Ausdruck bringt.

Denkmal im Ausstellungsraum

In der Berlin Ausstellung ist die Dokumentation der Aktion im Themenraum „Krieg“ zu sehen. Das Denkmal ist im Ausstellungsraum umrandet und abgegrenzt, die Bodengestaltung im Raum unterbrochen.

Welchen Stellenwert misst Du Deiner Arbeit SORRYFORNOTHING im Rahmen einer neuen Erinnerungskultur für die Kolonialkriege und ihrer Opfer bei, Philip?

Ich versuche, eine zeitgemäße, ansprechende Form für ein Thema zu finden, das schwierige und unangenehme Assoziationen weckt: die deutsche Kolonialgeschichte. Dabei geht es aber nicht nur um die Geschichte, sondern auch um die Gegenwart. Bis heute profitieren wir Deutschen maßgeblich von globalen Machtgefügen, die auf die Kolonialzeit zurückzuführen sind. Vielleicht kann ich dazu beitragen, den Blick auf die Geschichte zu verändern und dabei helfen, die Gegenwart anders und besser zu verstehen.

Deine Arbeit SORRYFORNOTHING ist Teil der Berlin Ausstellung. Der Ort, das rekonstruierte Berliner Schloss, ist gerade in Bezug auf die deutsche Kolonialgeschichte nicht unumstritten.

Warum bringst Du Dich in diesen Ort ein?

Der Verein Berlin Postkolonial macht seit mehreren Jahren mit seiner  Kampagne „No Humboldt21!“ lautstark auf den Missstand aufmerksam, dass das vorliegende Konzept des Humboldt Forums eurozentrisch und restaurativ ist. Diese Initiative genießen meine volle Unterstützung. Sie verweigert momentan eine Zusammenarbeit mit dem Humboldt Forum – also auch hier gibt es eine Leerstelle. Nichts zu zeigen, nimmt so auch auf „No Humboldt21!” Bezug.

SORRYFORNOTHING ist mein Beitrag, um auf die Schieflage aufmerksam zu machen, und dieser Ort ist der beste, um den Hebel anzusetzen. Ich freue mich über den Mut und das Engagement des Stadtmuseums Berlin und der Kulturprojekte Berlin, mein Werk in die Berlin Ausstellung des Humboldt Forums zu integrieren – da gehört es hin als ein Teil von Stadt- und Landesgeschichte!

Hintergrund

Die Fragen stellte Franziska Schönberner, Mitarbeiterin für Presse im Team der Berlin Ausstellung im Humboldt Forum bis Juli 2021 für das MuseumsJournal 1/2020.

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