Was wie sagen?

Sprache und der Gebrauch sowie Nicht-Gebrauch bestimmter Begriffe sind zentrale Themen, wenn man sich mit Fragen der DeKolonisierung auseinandersetzt. Die Implementierung eines rassismuskritischen Sprachgebrauchs in der Museumspraxis ist ein zentrales Anliegen der Kompetenzstelle DeKolonisierung.

von Kompetenzstelle DeKolonisierung

Arbeitsbegriff „Objekte aus kolonialen Kontexten“

„Objekte aus kolonialen Kontexten“ ist ein Arbeitsbegriff, den wir in Anlehnung an den Leitfaden des Deutschen Museumsbundes zum „Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“ verwenden. Koloniale Kontexte weisen zeitlich, geographisch und strukturell weit über den formellen deutschen Kolonialismus von 1884 bis 1918 hinaus und sind von ungleichen Machtverhältnissen und Rassismus geprägt.

Der Leitfaden unterscheidet zwischen drei Fallgruppen von Objekten aus kolonialen Kontexten:

  1. Sammlungsgut aus formalen Kolonialherrschaften
  2. Sammlungsgut aus Gebieten, die keiner formalen Kolonialherrschaft unterstanden, aber in denen informelle koloniale Strukturen herrschten oder die unter informellem Einfluss von Kolonialmächten standen
  3. Rezeptionsobjekte aus kolonialen Kontexten

Was ist mit Rezeptionsobjekten gemeint?

„Das Sammlungsgut spiegelt koloniales Denken wider oder transportiert Stereotype, denen koloniale Rassismen unterliegen. (…) Im gravierendsten Fall handelt es sich um Objekte, die offen propagandistische Absichten verfolgten, also etwa die Förderung, Legitimation oder sogar Verherrlichung von kolonialen Herrschaftssystemen sowie deren Handlungsweisen und Akteur:innen. In oft subtilerer Form fanden diffamierende rassistische Denkweisen oder Darstellungsformen aus kolonialen Kontexten zudem Einzug in Werbemittel der Produktwerbung oder in die Gebrauchsgrafik, besonders häufig in Zusammenhang mit Kolonialwaren oder der Reisebranche. Auch in Werken der bildenden und der darstellenden Künste finden sich Reflexe auf koloniale Kontexte oder Auseinandersetzungen mit ihnen.“

Quelle: Deutscher Museumsbund: „Leitfaden: Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten“, Berlin 2021, S. 77.

Projekt „Koloniale Spuren“

Erste Recherchen in den Sammlungen des Stadtmuseums Berlin haben in erster Linie Rezeptionsobjekte aus kolonialen Kontexten sichtbar gemacht. Doch finden sich auch Objekte, die den Fallgruppen 1 und 2 zugeordnet werden können. Beispiele hierfür sind sogenannte Kolonialwaren sowie Rohstoffe und die hieraus gefertigten Produkte, zum Beispiel Produkte aus Elfenbein oder Kautschuk. Da zudem große Teile der Sammlung des Stadtmuseums Berlin noch nicht erschlossen sind, ist denkbar, dass noch weitere Objekte dieser Fallgruppen gefunden werden.

Weitere Publikationen

Hier weisen wir auf bereits existierende rassismuskritische Glossare hin wie auch auf Publikationen, die sich einem rassismuskritischen Sprachgebrauch widmen.

NdM-Glossar

Wörterverzeichnis der Neuen deutschen Medienmacher:innen (NdM) mit Formulierungshilfen, Erläuterungen und alternativen Begriffen

Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch

Glossar und Checkliste zum Leitfaden für einen rassismuskritischen Sprachgebrauch des AntiDiskriminierungsBüro (ADB) Köln/Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.

Kompetenzstelle DeKolonisierung

Dekoloniale Museumspraxis entwickeln, erproben und langfristig in Institutionen zu verankern: Das ist das Anliegen der 2022 gegründeten Kompetenzstelle DeKolonisierung am Stadtmuseum Berlin.