Kompetenzstelle DeKolonisierung

Dekoloniale Museumspraxis entwickeln, erproben und langfristig in Institutionen zu verankern: Das ist das Anliegen der 2022 gegründeten Kompetenzstelle DeKolonisierung am Stadtmuseum Berlin.

Die Idee der nationalen und transnationalen Vernetzung spielt für die Kompetenzstelle DeKolonisierung eine wichtige Rolle. Aus diesem Grund setzt die Kompetenzstelle auf die Zusammenarbeit mit postkolonialen wissenschaftlichen, erinnerungskulturellen und zivilgesellschaftlichen Akteur:innen sowie musealen Partner:innen in Berlin und darüber hinaus. Ein zentrales Ziel der Kompetenzstelle ist nicht zuletzt das Hinterfragen der eigenen Institution und ihrer Sammlungsgeschichte.

Über Jahrhunderte wurde die Welt meist aus der „westlichen“ und vor allem auch weißen Perspektive wahrgenommen. Europa hat die Welt modelliert, nach seinem Verständnis erzählt und erklärt und seine Perspektiven als einzige, universalistische Wahrheit weitergegeben. DeKolonisierung bedeutet hingegen, die Welt nicht mehr als binäre Anordnung von Zentrum und Peripherie zu verstehen, sondern als multizentrisch. Es geht darum, dass Europa seine Kolonialgeschichte erforscht und erzählt. Und es geht auch darum, die Kolonialgeschichte nicht als eine Geschichte der Marginalisierten anzusehen, sondern als Teil der eigenen Geschichte.
Was heißt das für Museen in Berlin und für das Stadtmuseum Berlin?
Diese sollten die koloniale Vergangenheit und ihre Nachwirkungen sowie ihre strukturellen Folgen bis heute zum Thema machen – langfristig und nachhaltig. Das impliziert vor allem auch die Auseinandersetzung mit der Geschichte der eigenen Institution wie auch mit ihrer derzeitigen Verfasstheit. Dafür ist nicht zuletzt zentral, die Deutungshoheit der Institution in Frage zu stellen und die Museumsarbeit für neue Perspektiven zu öffnen.

Diese Prozesse sollten im Dialog mit Akteur:innen, Wissenschaftler:innen, Museumsmitarbeiter:innen sowie anderen Interessierten in Berlin, Deutschland und in den ehemaligen Kolonien stattfinden. Welche Perspektiven haben sie jeweils auf diese gemeinsame Geschichte? Welche Perspektiven haben sie jeweils auf die Gegenwart? Welche Perspektiven haben sie auf die Frage, was diese gemeinsame Vergangenheit für die gemeinsame Gegenwart und Zukunft bedeutet?

Die Einbeziehung der genannten Akteur:innen in die dekoloniale Museumspraxis bedeutet nicht zuletzt, diese bereits bei der Findung von Themen in Bezug auf Ausstellungen, Sammlungsstrategien, Veranstaltungs- und Vermittlungsformaten einzubinden. Dabei ist ein wichtiger Anspruch im Sinne von Dezentrierung und Multiperspektivität, nicht nur auf Fragestellungen und Probleme des „Globalen Norden“ zu fokussieren.
 
Es geht um die Suche nach den verbindenden Elementen des Lokalen und Globalen. Es geht darum, Ideen zu vernetzen und sie zu transformieren. Und es geht darum, einen Dritten Raum, sprich: einen post-rassistischen (Handlungs-)Raum, zu schaffen.
Ziel ist es, neue Narrative zu schaffen, herkömmliche Diskurse, Begrifflichkeiten und Sprache, Hierarchisierungen und Weltanschauungen zu hinterfragen, aufzubrechen und gemeinsam neu zu ausrichten.
DeKolonisierung ist keine starre Theorie, sondern bewegliches Denken und Handeln: Dekolonisierung imaginiert, was sein könnte und was sein sollte. Die Kunst bei der Konzeption der Kompetenzstelle DeKolonisierung wird es sein, die Theorie der DeKolonisierung in eine dekoloniale Museumspraxis zu übersetzen, also entsprechende Infrastrukturen innerhalb des Museums aufzubauen und programmatische Zielvorstellungen in spezifischen Formaten zu operationalisieren.

Museumsberatung

Die Kompetenzstelle DeKolonisierung berät Museen und museale Institutionen bei der Entwicklung von Dekolonisierungsstrategien in der Museumsarbeit.

Kooperationspartner:innen

Projekte

Auch das Stadtmuseum Berlin ist mit Unterstützung der Kompetenzstelle DeKolonisierung auf dem Weg zu einer dekolonialen Museumspraxis und einer langfristigen Dekolonisierung seiner Sammlungen. Aktuelle Projekte werden hier vorgestellt.

Dossier

In der Sammlung Varieté – Zirkus – Kabarett des Stadtmuseums Berlin finden sich zahlreiche Zeugnisse von afroamerikanischen Musiker:innen, Tänzer:innen und Varietékünstler:innen, die zwischen 1877 und 1933 die Stadt Berlin geprägt haben. Ein Dossier geht auf die Biografien der Künstler:innen ein.

Grundlagen

Hier finden Sie Hinweise auf Glossare, Leitfäden und grundlegende Gedanken zur Erarbeitung von dekolonialen Strategien in der Museumspraxis.

Kontakt

  • Dr. Lorraine Bluche

    Kompetenzstelle Dekolonisierung
    Sammlungskuratorin Dekolonisierung
    Fachteam Wirtschaft, Politik und Wissenschaft
    E-Mail
    (030) 353 059-120
  • Dr. Ibou Diop

    Projektleitung Erinnerungsort Kolonialismus
    Beauftragter der Direktion und Stabsstellen
    E-Mail