„Dekoloniale – was bleibt?!“: Nikolai-Musik am Freitag
Die Konzertreihe an der Orgel umfasst sieben Konzerte von November bis Dezember im Rahmen von „Dekoloniale – was bleibt?!“ Kurator und Organist: Jack Day
Die Konzertreihe rückt Werke von Schwarzen Komponist:innen in den Fokus, die in der klassischen Musiktradition wirkten. Florence Price (USA, 1887–1953) schuf eine bedeutende Passacaglia in der Bachtradition. Nathaniel Dett (Kanada, 1882–1943) und Samuel Coleridge-Taylor (Großbritannien, 1875–1912) komponierten ebenfalls in einer spätromantischen, tonalen Sprache. José Maurício Nunes Garcia (Brasilien, 1767 – 1830) wiederum schuf geistliche Stücke für Chor und Orchester.
Seit zehn Jahren verbindet die Reihe „Nikolai-Musik am Freitag“ Musikprogramme mit den Ausstellungen der Nikolaikirche. Zu den jüngsten Programmen gehören Konzerte zu Paul van Ostaijens Gedichten (2022), Improvisationen zum Bildprogramm der Kirche sowie Konzertreihen zu den Ausstellungen „KreuzWeg“ (2019) oder „Lost Words“ von Chiharu Shiota (2017).
Im Rahmen von „Dekoloniale – Was bleibt?!” präsentiert “NikolaiMusik am Freitag” vor allem Werke und Kompositionen Schwarzer Musiker:innen und Musiker:innen of Color der letzten drei Jahrhunderte.
Hinweis
Wir bitten um Verständnis, dass wir für Konzerte im Museum nur eine begrenzte Anzahl von Sitzplätzen zur Verfügung stellen können. Das Ticket berechtigt zum Konzert-Besuch, es beinhaltet jedoch keine Sitzplatz-Garantie.
15.11.24 | Eröffnungskonzert
Zum Auftakt der Konzertreihe spielt Organist Jack Day einzelne Werke aller vier Künstler:innen und gibt damit Einblick in das Programm der darauffolgenden Wochen.
Adoration
Jack Day:
Improvisation
José Maurício Nunes Garcia (1767–1830):
Versen von Ave Maris Stella im Wechsel mit Gregorianik und Improvisation
(Bearbeitung für Orgel von Jack Day)
Nathaniel Dett (1882–1943):
The Place Where the Rainbow Ends (Auszug)
(Nr. 5 aus der Magnolia Suite, Bearbeitung für Orgel)
Jack Day:
Improvisation nach Nathaniel Dett
Samuel Coleridge-Taylor (1875–1912):
Melody (1898)
Jack Day:
Improvisation – Melodische Träumereien
22.11.24 | Florence Price I
Julia Chekulaeva, Francesco Tropea, & Jack Day, Orgel
Florence Price (1887–1953) wurde in Little Rock, Arkansas, geboren und verstarb in Chicago, Illinois. Sie war eine Pionierin der amerikanischen Musikgeschichte und die erste afroamerikanische Frau, deren Symphonie von einem großen amerikanischen Orchester aufgeführt wurde. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie, zeigte sie außergewöhnliches Talent und absolvierte ihr Studium am New England Conservatory of Music in Boston mit Auszeichnung.
Trotz der Hürden von Rassismus und Geschlechterdiskriminierung setzte sie sich erfolgreich als Komponistin durch. Ihre Werke, die über 300 Kompositionen umfassen, zeichnen sich durch lyrische Schönheit, emotionale Tiefe und technische Raffinesse aus. In den letzten Jahren hat ihr Werk eine verdiente Renaissance erlebt, und ihre Musik findet zunehmend den Weg auf Konzertbühnen weltweit.
Das Konzert ist als musikalischer Dialog zwischen Florence Price und aktuellen sowie ehemaligen Studierenden der Studiengänge für Improvisation an der Musikhochschule Stuttgart konzipiert.
Cantilena
(Seven Miniatures for Organ, 1947)
Improvisation: Color Aufstieg Nest Ton Image Licht Eckpunkt Nexus Abstract
Florence Price
Hour of Peace
(Four Short Pieces, 1945)
Improvisation: From Silence to Signal
Florence Price
Little Pastorale
(Little Pieces for Organ, 1951)
Improvisation: Auch Idyllen kennen Regen
Florence Price
Caprice
(Five Pieces for Organ, 1948)
Improvisation: Temptation
29.11. | Nathaniel Dett: Improvisationen und Charakterstücke
Jack Day, Orgel, Erik Drescher, Flöte
Das Konzert ist eine Hommage an den Schwarzen Komponisten Robert Nathaniel Dett (1882–1943). Geboren in Kanada und in den USA aufgewachsen, zählt Dett zu den ersten afroamerikanischen Komponisten, die in der klassischen Musikwelt Anerkennung fanden. Seine Suite for Cinnamon Grove (1923) ist ein vierteiliges Werk, inspiriert durch literarische Texte von John Donne (1572–1631), Rabindranath Tagore (1861–1941) und Henry Wadsworth Longfellow (1807–1882). Dett’s Werke werden im Konzert durch Improvisationen von Jack Day (Orgel) und Erik Drescher (Flöte) ergänzt.
Nathaniel Dett (1882–1943, Drummondville, Kanada – Battle Creek, USA)
Suite for Cinnamon Grove – Moderato molto grazioso
(inspiriert durch “The Dream” von John Donne)
In „The Dream“ thematisiert John Donne die Zerbrechlichkeit von Sehnsucht und Liebe, die in einem Traum erlebbar werden. Die Begegnung im Traum ist intensiv, aber auch flüchtig und wirft Fragen nach Realität und Illusion auf. Donnes Werk erforscht die Spannung zwischen erfülltem und unerfülltem Verlangen und beleuchtet die vergängliche Natur des Traums.
Jack Day
Improvisation: Illusionen und Offenbarungen
Nathaniel Dett: Suite for Cinnamon Grove – Adagio cantabile
(inspiriert durch “Gitanjali” von Rabindranath Tagore)
Gitanjali ist eine Sammlung von Gedichten, in denen Tagore eine spirituelle Pilgerreise beschreibt. Die Seele sucht in tiefer Sehnsucht nach einer Einheit mit dem Göttlichen. In diesen lyrischen Versen entfalten sich spirituelle Themen durch Naturbilder und die Auseinandersetzung mit dem Inneren, das den Weg zur Erkenntnis und Hingabe sucht.
Jack Day und Erik Drescher
Improvisation: Seelenreise
Nathaniel Dett: Suite for Cinnamon Grove – Ritmo moderato e con sentimento quasi gavotte
(inspiriert durch “Epimetheus” von Henry Wadsworth Longfellow)
In „Epimetheus“ thematisiert Longfellow die mythologische Figur, die im Gegensatz zu Prometheus auf die Vergangenheit zurückblickt. Epimetheus steht symbolisch für Nachdenken, Bedauern und das Reflektieren über bereits getroffene Entscheidungen. Das Gedicht beschäftigt sich mit der Last der Erinnerung und der unaufhaltsamen Verbindung zur Vergangenheit.
Erik Drescher
Improvisation: Die Last der Erinnerung
Nathaniel Dett: Suite for Cinnamon Grove – Allegretto
(inspiriert durch das Spiritual Oh, the winter’ll soon be over, children – Yes, my Lord)
Jack Day und Erik Drescher
Improvisation: Troubled Times
6.12. | Samuel Coleridge-Taylor und seine Einflüsse
Jack Day, Orgel
Samuel Coleridge-Taylor (1875–1912) war ein britischer Komponist. Als Sohn des aus Sierre Leone stammenden Arztes Daniel Peter Hughes Taylor und der Engländerin Alice Hare Martin setzte er sich im Laufe seiner Karriere zunehmend mit der Geschichte des transatlantischen Versklavungshandel auseinander. So versuchte Coleridge-Taylor, aus der traditionellen afrikanischen Musik zu schöpfen und sie in die klassische Tradition zu integrieren, wie es seiner Meinung nach Johannes Brahms mit der ungarischen und Antonín Dvořák mit der böhmischen Musik getan hatten. Nachdem Coleridge-Taylor in London unter anderem auch den afroamerikanischen Dichter Paul Laurence Dunbar kennengelernt hatte, vertonte er einige seiner Gedichte.
Das Konzertprogramm beleuchtet Coleridge-Taylors musikalische Welt und präsentiert seine Werke im Dialog mit Stücken von Komponisten, deren Ansätze und Stile ihn inspiriert und beeinflusst haben und haben könnten. Ergänzt wird das Programm durch improvisatorische Beiträge von Jack Day, der Coleridge-Taylors musikalische Themen aufnimmt.
The Loan Forest Maiden
Aus Forest Scenes, Op. 66 – Für Tasteninstrumente transkribiert von Arthur Eaglefield Hull. Ursprünglich veröffentlicht 1910.
Elham Hamedi
Finding Her Voice (UA)
Samuel Coleridge-Taylor:
Impromptu Nr. 1
Aus Six Impromptus, Op. 5 – Veröffentlicht 1898.
Johannes Brahms (1833–1897):
Schmücke dich, o liebe Seele
Aus Elf Choralvorspiele, Op. 122, Nr. 5 – Posthum veröffentlicht 1902.
Samuel Coleridge-Taylor:
Melody
Aus Op. 59, Nr. 10 – Veröffentlicht 1905.
Edward Elgar (1857–1934):
Chanson de Matin, Op. 15 Nr. 2
Ursprünglich für Violine und Klavier, später für andere Instrumente arrangiert. Veröffentlicht 1899.
Charles Villiers Stanford (1852–1924)
Toccata (aus Fantasia und Toccata)
Samuel Coleridge-Taylor:
The Journey to the Great City
Aus Forest Scenes, Op. 66, Nr. 5 – Veröffentlicht 1910.
Jack Day und Elham Hamedi
Making the Journey: Hommage à Samuel Coleridge-Taylor
Johannes Brahms:
O Welt, ich muss dich lassen, III
Aus Elf Choralvorspiele, Op. 122, Nr. 11 – Posthum veröffentlicht 1902.
13.12. | Florence Price II: Passacaglia
Jack Day, Orgel, Moss Beynon Juckes, Violine
Florence Price (1887–1953) war die erste afroamerikanische Frau, deren Sinfonie von einem großen amerikanischen Orchester aufgeführt wurde. Geboren in Little Rock, Arkansas, zeigte sie früh musikalisches Talent und wurde an verschiedenen renommierten Institutionen ausgebildet, darunter das New England Conservatory of Music. 1933 wurde ihr Symphony in E Minor vom Chicago Symphony Orchestra uraufgeführt, was einen Meilenstein in der Geschichte afroamerikanischer Komponist:innen darstellt. Neben Sinfonien komponierte Price auch Orgelwerke, Kammermusik und Lieder.
Trotz ihres Erfolgs blieb sie lange Zeit im Schatten der Musikgeschichte, doch in den letzten Jahren erlebt ihr Werk eine Renaissance und wird zunehmend auf internationalen Bühnen aufgeführt und gewürdigt. Der Konzertabend im Museum Nikolaikirche steht ganz im Zeichen ihrer Komposition einer monumentalen Passacaglia von 1927 und wird durch Improvisationen von Jack Day und Moss Beynon Juckes ergänzt.
Passacaglia und Fuge (1927)
Jack Day und Moss Beynon Juckes
Hommage à Florence Price: Improvisationen
Florence Price:
A Pleasant Thought
20.12. | Florence Price III: Charakterstücke
Jack Day, Orgel, Daniel Pacitti, Bandoneon
Florence Price (1887–1953) war die erste afroamerikanische Frau, deren Sinfonie von einem großen amerikanischen Orchester aufgeführt wurde. Geboren in Little Rock, Arkansas, zeigte sie früh musikalisches Talent und wurde an verschiedenen renommierten Institutionen ausgebildet, darunter das New England Conservatory of Music. 1933 wurde ihr Symphony in E Minor vom Chicago Symphony Orchestra uraufgeführt, was einen Meilenstein in der Geschichte afroamerikanischer Komponist:innen darstellt. Neben Sinfonien komponierte Price auch Orgelwerke, Kammermusik und Lieder.
Trotz ihres Erfolgs blieb sie lange Zeit im Schatten der Musikgeschichte, doch in den letzten Jahren erlebt ihr Werk eine Renaissance und wird zunehmend auf internationalen Bühnen aufgeführt und gewürdigt. Der Konzertabend widmet sich Charakterstücken von Price und wird durch Improvisationen von Jack Day und Daniel Pacitti ergänzt.
Florence Price (1887-1953):
Adoration
Allegretto
Evening: Impromptu for Organ
Cesar Franck
Prélude, fugue et variation, Op.18
Florence Price:
Offertory
A Pleasant Thought
Jack Day und Daniel Pacitti – Improvisation
Florence Price:
Retrospection
27.12. | Silvester-Konzert, Finale zum Jahreswechsel
Florian Wilkes, Orgel
Zum Jahresabschluss präsentiert Florian Wilkes, Organist der St.-Hedwigs-Kathedrale, ein festliches Silvesterkonzert mit einem abwechslungsreichen Programm. Zu den Höhepunkten zählen Samuel Coleridge-Taylors lyrisches Impromptu Nr. 1, transkribiert von Arthur Eaglefield Hull, und Nathaniel Detts einfühlsames Adagio cantabile aus der Suite Cinnamon Grove. Das Programm wird bereichert durch Johann Sebastian Bachs berühmte Pastorale, BWV 590, mit ihren vier Sätzen sowie seine kraftvolle Toccata und Fuge in d-Moll, BWV 565. Den feierlichen Abschluss bildet César Francks strahlendes Finale aus Six Pièces.
Pastorale, BWV 590
I. Andante
II. Allegro
III. Adagio
IV. Allegro
Samuel Coleridge-Taylor (1875-1912), transkribiert von Arthur Eaglefield Hull (1876–1928):
Impromptu Nr. 1
Nathaniel Dett (1882–1943)
Adagio cantabile, aus Cinnamon Grove
Johann Sebastian Bach (1685-1750):
Toccata und Fuge in d-Moll, BWV 565
César Franck (1822-1890):
Finale (aus Six Pièces, 1868)
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