/ 
Gedenkmünze (Silber) zur Ernennung Lynars zum Geheimrat und „General und obersten Artillerie-, Munitions-, Zeug- und Baumeister“ durch Kurfürst Johann Georg von Brandenburg, Berlin, 1578. Der Handschlag auf der Vorderseite symbolisiert den Anstellungsvertrag zwischen dem Kurfürsten und Rochus Graf zu Lynar, die Rückseite zeigt sein Wappen.
© Stadtmuseum Berlin

Gedenkmünze für Rochus Graf zu Lynar (1578)

Objekt des Monats Dezember 2021

Mit einer Gedenkmünze zur Ernennung von Rochus Graf zu Lynar (1525–1596) zum Festungsbaumeister der damals unabhängigen Stadt Spandau erinnern wir an eine der bekanntesten Persönlichkeiten des heutigen Berliner Bezirks.

Vor 425 Jahren, am 22. Dezember 1596, starb der Architekt und Festungsbaumeister Rochus (Rocco) Graf zu Lynar, der Vollender der Spandauer Zitadelle und Baumeister von Anbauten des Berliner Schlosses. Geboren am 24. Dezember 1525 in Marradi (Toskana, Italien), erlangte er seine ersten Kenntnisse im Festungswesen ab 1539 am Hof des Herzogs Ercole II. von Ferrara (Emilia-Romagna, Italien). Im Zuge einer Familienfehde musste er im folgenden Jahr nach Frankreich fliehen. Dort erhielt er eine Anstellung als Kammerjunker des französischen Thronfolgers, des späteren Königs Heinrich (Henri) II. 

Lynar übernahm zunächst diplomatische Aufgaben am Hof und bei Gesandtschaften. Als Oberst leitete er 1552 im Zuge der Italienischen Kriege die Verteidigung von Metz. Zwei Jahre später verlieh ihm Heinrich II. den Rang eines Generalmajors und ernannte ihn zum Generalkommissar über alle französischen Festungen. Von 1556 bis 1560 nahm Lynar an einem Feldzug gegen Spanien teil. Bei der Einnahme von Diedenhofen (frz. Thionville) traf ihn ein Geschoss im Gesicht. Dabei verlor er ein Auge.

Stuckrelief des knienden Rochus Graf zu Lynar und seiner Söhne auf dem Altar der Spandauer Nikolaikirche
© Archiv Ev. Kirchengemeinde St. Nikolai Berlin-Spandau | Foto: Emil Bäßler

Als Glaubensflüchtling nach Deutschland

Ab 1560 ein Anhänger des protestantischen Glaubens, musste Lynar 1567 nach seiner Beteiligung an einem Aufstand gegen die katholische Herrschaft – wie später viele weitere Menschen hugenottischen Bekentnisses – nach Deutschland fliehen. Hier trat er zunächst in die Dienste des südwestdeutschen Kurfürstentums Pfalz. Zwei Jahre später erhielt er vom sächsischen Kurfürsten August I. die Anstellung als Oberartilleriemeister und Befehlshaber der sächsischen Festungen. Lynar kümmerte sich fortan um die Erweiterung der Festungsanlagen in Dresden und um die Vervollständigung der Grenzfestung Senftenberg (heute Brandenburg).

Mit Zustimmung Augusts I. übernahm er 1578 das Amt als „General und oberster Artillerie-, Munitions-, Zeug- und Baumeister am Hof des Kurfürsten Johann Georg von Brandenburg“, an dessen Verleihung die im selben Jahr geprägte Gedenkmünze aus Silber erinnert. Hier vollendete Lynar von 1579 bis 1594 den Ausbau der Spandauer Schlossanlage zu einer Festung mit vier Bastionen, der 1560 von dem Baukünstler Christoph Römer begonnen und ab 1568 von dem Architekten Franciscus Chiramello de Gandino weitergeführt worden war. Am Berliner Schloss entstanden zudem unter Lynars Leitung 1579/80 ein nordwestlicher Eckbau, 1585 das Hofapothekergebäude, 1585-90 das sogenannte Haus der Herzogin an der Spreeseite und 1591-93 das „Quergebäude“.

1590 erhielt der Architekt vom Kurfürsten den Auftrag, die Festung Peitz zu erweitern. Vollendet wurde dieses Meisterwerke der damaligen Festungsbaukunst im Todesjahr Lynars. Beigesetzt wurde er am 4. Januar 1597 in der Spandauer Nikolaikirche, in einer Gruft unter dem von ihm gestifteten und noch heute erhaltenen Altar, den ein Bildnis des knienden Baumeisters ziert.