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Doris Leue, Jesus Christ Superstar, Pigmentstift auf Karton, 2021
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Volker Henze, Montage: Michael Setzpfandt

Jesus Christ Superstar

Zweite Variation zur Auferstehung im Museum Nikolaikirche

von Albrecht Henkys

Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte „Auferstehung Christi“ in der Kraut-Kapelle des Museums Nikolaikirche war vom 10. August bis 4. Oktober 2021 in einer Interpretation von Doris Leue zu sehen.

Kunst in der Kirche

Das Bild ist der zweite Teil einer seit Juni 2021 andauernden Serie von Variationen zum Thema Auferstehung. Die Bilder werden nacheinander präsentiert von Künstler:innen.

Mit augenzwinkernden Humor und Lust am fantasievollen Erzählen wendet Doris Leue (geb. 1954) das dramatische Pathos des verlorenen barocken Wandbildes ins unbeschwert Heitere. Dabei greift sie die historische Szene direkt auf und verlagert sie in den unteren Bildbereich.

Zwischen den Wachleuten, die hier mehr purzeln als fallen, eher schlafend erscheinen als geschlagen, tritt Christus freundlich hervor. Auf dem Rand seines offenen Grabes balancierend, hebt er die Hand zum Gruß, die andere hält ein Mikrofon.

Darüber sind die Lüfte voller Engel. Die Künstlerin hat sie aus dem Chor der Kirche hierhergeholt, wo Engelsfiguren eines zerstörten Altars auf eine Weise inszeniert sind, dass sie zu schweben scheinen. So fröhlich umschwirren sie den Auferstandenen, dass man fast meinen könnte, sie singen zu hören: Jesus Christ Superstar! Eine Erfolgsgeschichte – nicht nur im Musical.

In diesem Projekt geht es darum, sich dem vom preußischen Hofbildhauer Georg Glume (1679–1765) entworfenen Grabdenkmal künstlerisch anzunähern und sich aus zeitgenössischer Sicht mit einer historischen Fehlstelle auseinanderzusetzen. Dabei geht es nicht darum, diese zu rekonstruieren, sondern zu kommentieren und eine Raumsituation zu erarbeiten, die das Thema des verlorenen Bildes in der Kapelle Kraut, die Auferstehung Christi, im Blickwinkel von heute interpretiert.
Unbekannter Künstler, Auferstehung, Kraut-Kapelle, entstanden 1725
© Archiv Landesdenkmalamt Berlin