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Das Bild veranschaulicht die Lichtdurchlässigkeit des Porzellans
© Stadtmuseum Berlin

Tasse mit Unterschale

Anhand einer kürzlich für die Sammlung des Stadtmuseums Berlin erworbenen Tasse mit Unterschale von KPM aus dem Jahr 1913 stellen wir das Verfahren der Transluzid-Emailmalerei vor.

von Irina Tlusteck

Bei dem hier vorgestellten Objekt des Monats handelt es sich um Transluzid-Emailmalerei. Transluzenz ist die Bezeichnung für die Lichtdurchlässigkeit eines Körpers oder Materials. Im Gegensatz zu allen anderen keramischen Materialien ermöglicht der dünne Scherben des Porzellans die Lichtdurchlässigkeit.

Berlin übernimmt Innovation aus Frankreich
Wie das Porzellan selbst, hat auch diese Dekorvariante ihren Ursprung in China: In die noch nicht gebrannte, lederharte Porzellanmasse eines Gefäßes werden Reiskörner in Muster gelegt. Der  erste Brand, bei etwa 900 bis 1000 Grad Celsius, zerstört diese und die so entstandenen kleinen Löcher überzieht das Glasurbad. Es entstehen hauchdünne kleine Fenster, die noch lichtdurchlässiger sind als der Scherben.

Diese Idee nahm nach 1850 Louis Alphonse Salvétat auf, der technische Leiter der Porzellanmanufaktur Sèvres (Frankreich). Er ersetzt die Reiskörner durch Perforation. Auf der Weltausstellung 1878 in Wien erregte die Porzellanmanufaktur mit einem so entstandenen Dekor großes Aufsehen. 1901 erfolgte die Patentierung für Hartporzellan.

Eine der großartigen Innovationen der Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) Berlin ist die Weiterentwicklung der Transluzid-Malerei, basierend auf den Erkenntnissen der Vorgängermanufakturen. Noch im nassen Zustand trägt der Porzellanmaler auf die kleinen, ausgeschnittenen und mit Glasur überzogenen Fenster, mit einem sehr feinen Pinsel, die entsprechenden Farbpigmente auf.

Nach dem zweiten Brand, dem Glasurbrand bei 1350 Grad, erfolgt in sehr geübter „Aufglasurmalerei“ in Gold und Schwarz die Verzierung der kleinen farbigen Glasfenster mit Ranken und Blattadern. Diese hochkomplizierte und zeitaufwändige Dekorgestaltung, verbunden mit hohen Kosten,  findet heute in der KPM Berlin keine Anwendung mehr. So sind Porzellane mit diesem besonderen Dekor der Transluzid-Emailmalerei sehr selten. Die hier vorgestellte Tasse und die Unterschale sind im Dekor identisch. Ihre unterschiedliche Farbgebung lassen jedoch erkennen, dass sie ursprünglich nicht zusammengehörten.

Die Sammlungen des Stadtmuseums Berlin umfassen rund 4,5 Millionen Objekte. Aus diesem einzigartigen Schatz präsentieren wir Ihnen im monatlichen Wechsel ein Objekt des Monats. Zu sehen ist es auf Ebene 1 der neuen Dauerausstellung BerlinZEIT im Märkischen Museum.