/ 
Nikolai Makarov, Voskresheniye, Mischtechnik auf Papier, 2021
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

Voskresheniye

Vierte Variation zur Auferstehung im Museum Nikolaikirche

von Albrecht Henkys

Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte „Auferstehung Christi“ in der Kraut-Kapelle des Museums Nikolaikirche war vom 30. November 2021 bis zum 23. Januar 2022 in einer Interpretation von Nikolai Makarov zu sehen.

Kunst in der Kirche

Das Bild war der vierte Teil einer von Juni 2021 bis Juni 2023 andauernden Serie von Variationen zum Thema Auferstehung. Die Bilder wurden nacheinander präsentiert von Künstler:innen.

Mit seiner besonderen Technik ist Makarov ein Maler des Lichts. Nicht in klaren Konturen, sondern ins Räumliche aufgelöst und von innen heraus leuchtend scheinen seine Figuren vor den Betrachtenden auf. Vergeblich sucht das Auge auf dem Malgrund nach Halt.

Mit seinem Gemälde „Voskresheniye“ (dt: Auferstehung) reagiert Makarov gleich in doppelter Weise auf die vorgefundene Situation: Zum einen zitiert es das verlorene Wandbild und lässt es hier, am Ort seines Verlusts, wie eine Vision noch einmal aufscheinen.

Zum anderen steigert Makarov die Botschaft des unbekannten Künstlers aus der Barockzeit, von dem das ursprüngliche Gemälde stammte. Dieser ließ den Auferstandenen Jesus Christus schweben, um so den Widerspruch von dessen anwesend-abwesender Körperlichkeit auszudrücken. Bei Makarov tritt er uns nun fast gänzlich entstofflicht gegenüber.

Über den Künstler

Nikolai Makarov wurde 1952 in Moskau geboren, verbrachte dann seine Kindheit und Jugend teilweise in Ost-Berlin. Später studierte er zunächst am Fremdsprachen-Institut in Moskau, geriet dort unter politischen Druck, wurde strafweise zum Militär eingezogen und konnte aber nach seiner Entlassung durch Heirat wieder nach Ost-Berlin übersiedeln. Dort studierte er erst Geschichte und Slawistik an der Humboldt-Universität, anschließend Malerei und Grafik an der Akademie der Künste in Berlin und war Meisterschüler von Werner Klemke. Makarov, der aufgrund seines Status reisen dürfte, absolvierte parallel auch ein Meisterstudium bei Rudolf Hausner in Wien. 1990 wurde er deutscher Staatsbürger und gründete in der Berliner Linienstraße sein „Museum der Stille“, seine Installation „Raum der Stille“ wurde 2000 in das New Yorker Arnot Art Museum aufgenommen. Zur Förderung der kulturellen Völkerverständigung gründete Makarov die bis heute tätige Sergej-Mawrizki-Stiftung. Sein Werk, das die Grenzen der Wahrnehmung verschiebt, indem es Reales mit Irrealem zu verschmelzen weiß, wurde unter anderem in München, Moskau, New York, Berlin und Hamburg ausgestellt und findet sich in bedeutenden Museen und Sammlungen u.a. in New York, Leipzig und Berlin.

Der „Kunstraum Kraut“

In diesem Projekt geht es darum, sich dem vom preußischen Hofbildhauer Georg Glume (1679–1765) entworfenen Grabdenkmal künstlerisch anzunähern und sich aus zeitgenössischer Sicht mit einer historischen Fehlstelle auseinanderzusetzen. Dabei geht es nicht darum, diese zu rekonstruieren, sondern zu kommentieren und eine Raumsituation zu erarbeiten, die das Thema des verlorenen Bildes in der Kapelle Kraut, die Auferstehung Christi, im Blickwinkel von heute interpretiert.
Unbekannter Künstler, Auferstehung, Kraut-Kapelle, entstanden 1725
© Archiv Landesdenkmalamt Berlin