„Alle Erinnerung ist Gegenwart“
Als Foto-Journalistin wurde Eva Kemlein (1909 – 2004) zur Dokumentarin des Berliner Theaters ab 1945.
Titel: Novalis: Fragmente (1798), in: Schriften, Bd. 2: Das philosophische Werk I, hrsg. von Richard Samuel, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 31981, S. 559.
Das Leben der Eva Kemlein war nach dem Ende des 2. Weltkriegs ein Leben mit der Kamera. Eine alte Leica, die sie in der Zeit ihrer nationalsozialistischen Verfolgung bewahrt hatte, half ihr im Mai 1945, ein neues Leben, ihr „zweites“ Leben, zu beginnen. Später schilderte sie die entscheidende Begebenheit: „Wenige Tage nach der Kapitulation, ich lebte bereits wieder legal und in dem heute nicht mehr nachvollziehbaren Gefühl, eine richtige Wohnung zu haben, in der man von jedem gefahrlos gesehen werden konnte. Da erschienen Fritz Erpenbeck und Rudolf Herrnstadt, aus ihrem Moskauer Exil nach Berlin zurückgekehrt, an meiner Tür und stellten mir die Frage: ‚Hast Du noch eine Kamera?‘ Hatte ich. Und wir fuhren los nach Lichtenberg. Da war die sowjetische Kommandantur, in einem geräumten Wohnhaus. Eines der Zimmer beherbergte die Redaktion der Berliner Zeitung. Zur Redaktion gehörte nun auch ich.“ Eva Kemlein wurde Bildreporterin.
Durch den befreundeten Schauspieler Ernst Busch (1900-1980) erlebte sie die Gründung des Berliner Ensembles und begleitete dessen Entwicklung von Anfang an. Die Aufführung von „Mutter Courage und ihre Kinder“ 1949 im Deutschen Theater an der Schumannstraße in Berlin-Mitte beeindruckte sie so sehr, dass sie sich von da an der Theater-Fotografie widmete. Dabei hielt sie in ihren Bildern das Besondere jeder Inszenierung und der schauspielerischen Leistungen fest – zunächst nur an Theatern in Ost-Berlin, ab den 1970er Jahren auch in West-Berlin. Ihr Leben lang blieb sie den Berliner Bühnen verbunden. Viele Kulturschaffende portraitierte sie auch privat. Bis kurz vor ihrem Tod im Alter von 95 Jahren dokumentierte sie Theater-Proben mit der Kamera.