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Spardose in Form einer Vase, 1817, Manufaktur Stobwasser, Berlin (Eisenblech, grün lackiert, goldfarbene Beschriftung), Widmung: „Zum Andenken für Eduard M. Moser. geboren zur Freude der Familie im Jahre 1817. Dienstag gegen Abend d. 14tn Januar.“
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Oliver

Spardose (1817)

Objekt des Monats Oktober 2021

Seit 1925 ist am letzten Werktag im Oktober der Weltspartag, eigentlich: „Weltsparsamkeitstag“ (World Thrift Day). Sparkassen und andere Geldinstitute laden Kinder dazu ein, ihr Erspartes einzuzahlen. Mit kleinen Geschenken wie Luftballons, Plüschtieren oder Spardosen werden sie dafür belohnt. Zugleich sollen sie die Bedeutung des Sparens für ihre Zukunft erlernen und schon früh als Kundinnen und Kunden gebunden werden.

In diesem Jahr fällt der Weltspartag auf den 29. Oktober. Die Einführung des Weltspartages wurde auf dem ersten internationalen Sparkassenkongress 1924 in Mailand beschlossen. Grund dafür waren die Weltwirtschaftskrise und die Währungsreform von 1923, die das Vertrauen in die Stabilität des Geldwertes bei vielen erschüttert hatten.

Das Objekt des Monats Oktober und weitere Spardosen aus der Sammlung des Stadtmuseums Berlin
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Oliver Ziebe

Dose oder Schwein

Sparsamkeit gilt als eine Tugend. Sie hat zum Ziel, aus kleinen Beträgen mit der Zeit ein Vermögen aufzubauen. Gespart wurde schon in der Antike, die Münzen verwahrte man bereits damals in Tonbehältern mit einem Schlitz auf.  Die älteste erhaltene Spardose soll ein kleiner griechischer Schatztempel aus Ton sein, der sich im Bestand der Berliner Antikensammlung befindet. Im Altgriechischen wurde sie als thesaurós (dt. Schatzhaus) bezeichnet, wovon sich das deutsche Wort „Tresor“ ableitet. Auch im Mittelalter nutzten die Menschen Tongefäße, um darin Geld aufzubewahren. So tauchte in dieser Zeit die Spardose in Form eines Schweines auf. Das Tier galt als Symbol für Glück und Wohlstand, denn nur Vermögende konnten sich eigenes Vieh leisten und hatten damit eine sichere Nahrungsgrundlage. Dies klingt heute noch in der Redewendung „Schwein haben“ („Glück haben“) an.

Spardose in Form einer Vase
Die hier vorgestellte abschließbare, grün lackierte und mit goldener Widmung versehene Spardose von gut 26 Zentimetern Höhe entstand in der Berliner Manufaktur Stobwasser. Anlass für die Anfertigung war vermutlich der erste Geburtstag von Eduard M. Moser, der am Abend des 14. Januar 1817 „zur Freude der Familie“ geboren wurde, wie die Aufschrift erzählt. Aufgrund der hohen Kindersterblichkeit im 19. Jahrhundert feierte man den ersten Geburtstag ganz besonders, und entsprechend exklusiv waren oft die Geschenke. Mit diesem ungewöhnlichen Gefäß zur Geldverwahrung waren zwei Wünsche verbunden: der nach der preußischen Tugend der Sparsamkeit und der nach einer gesicherten Zukunft für den jungen Erdenbürger.

Die Berliner Manufaktur Stobwasser, mit einem Verkaufsgeschäft in der Straße Unter den Linden, stellte nicht nur Spardosen aus Blech mit einer speziellen Lackierung her. Auch Geschirr, Tabletts, Möbel, Lampen, Feuerzeuge und die in der Biedermeierzeit beliebten, kleinen, runden Schnupftabaksdosen aus Papiermaché mit Miniaturmalereien zählten zu ihrem Sortiment. Spardosen gibt es bis heute in vielen Formen, Farben, Größen und Materialien. Übrigens soll über die Hälfte der Deutschen eine Spardose besitzen.

Die Sammlungen des Stadtmuseums Berlin umfassen rund 4,5 Millionen Objekte. Aus diesem einzigartigen Schatz präsentieren wir Ihnen im monatlichen Wechsel ein Objekt des Monats. Zu sehen ist es auf Ebene 1 der Dauerausstellung BerlinZEIT im Märkischen Museum.