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Straßenbahnstadt Müllerstraße (1927), Zeichnung (Bleistift, Kohle) von Willy Jaeckel (1888–1944)
© BVG (Dauerleihgabe an das Stadtmuseum Berlin)

Um Berlin

Hinter dem S-Bahn-Ring geht’s weiter: Eine Reise durch die Zeit nach „JWD“ anhand grafischer Arbeiten von Hans Baluschek, Julie Wolfthorn, Ernst Ludwig Kirchner, George Grosz und anderen.

von Andreas Teltow

Gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfasste eine bis dahin nicht gekannte Welle des Wachstums die preußisch-deutsche Hauptstadt, und auch in ihrer Nachbarschaft entwickelten sich blühende Orte und Städte. Es fehlte aber über viele Jahre eine Richtschnur, um der rasenden Entwicklung eine Struktur zu geben. Der 1912 gegründete Zweckverband Groß-Berlin war ein wegweisender Versuch, das Wachstum in geordnete Bahnen zu lenken, doch blieb er, vielfach angefeindet, in seiner Wirksamkeit beschränkt.

Titelblatt des Gesetzentwurfs für das neue Berliner Stadtgebiet (Buchdruck), 1920
© Stadtmuseum Berlin

Am 1. Oktober 1920 entstand schließlich per Gesetz „Groß-Berlin“: Die bisherige Stadtgemeinde Berlin schloss sich mit den sechs kreisfreien Städten Lichtenberg, Schöneberg, Wilmersdorf, Charlottenburg, Neukölln, Spandau und der Stadtgemeinde Köpenick sowie  59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirken aus den Kreisen Niederbarnim, Osthavelland und Teltow zusammen. Es war der Startschuss für Berlins Aufbruch aus dem Chaos hin zu einer modernen Metropole. Ihr erster Oberbürgermeister wurde der parteilose Dr. Adolf Wermuth, eine treibende Kraft des Zusammenschlusses und zuvor schon Oberbürgermeister der Stadtgemeinde Berlin. Auf ihn folgte am 20. Januar 1921 Gustav Böß, der das Amt bis 1929 ausübte.

Das Berliner Stadtgebiet im Wandel der Zeiten, Julius Straube, Berlin 1920
© Stadtmuseum Berlin

Dokumente des Aufschwungs

Die hier präsentierte Auswahl von 56 Zeichnungen und druckgrafischen Arbeiten aus der Grafischen Sammlung des Stadtmuseums Berlin umfasst die Zeitspanne vom Entstehungsjahr des Zweckverbands bis in die späten 1920er Jahre, als sich die neu gebildete Großstadt gefestigt hatte. Geschaffen von 35 Künstler:innen, zeigen die Motive fast ausnahmslos Orte und Situationen aus dem 1920 eingemeindeten Umland. Sie dokumentieren den Aufschwung, der Berlin als Hauptstadt der jungen Weimarer Republik erfasste.

Namen, die in der Berliner, der deutschen und der internationalen Kunstgeschichte einen Platz gefunden haben, stehen dabei neben solchen, die heute kaum noch bekannt oder vergessen sind. Zugleich ist die Auswahl ein Querschnitt durch die umfangreiche, rund 120.000 Arbeiten auf Papier umfassende Grafischen Sammlung mit ihrem zugleich kultur- und kunsthistorischen Ansatz.

In dieser exklusiven Online-Präsentation unseres Foto-Grafischen Kabinetts zeigen wir Zeichnungen und druckgrafische Arbeiten aus der Grafischen Sammlung des Stadtmuseums Berlin in ihrem gegenwärtigen Zustand. Viele Blätter sind gut erhalten oder restauriert. Nur wenigen sieht man die Spuren der Zeit an. Bei den meisten  druckgrafischen Werken wurde auf das Abbilden des oftmals breiten Blattrandes verzichtet. Die unmittelbare Darstellung des Motivs erleichtert es, beim Betrachten ins Berlin der 1920er einzutauchen.   

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