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Leonore Maria Gräfin Stenbock-Fermor: Portrait Hildegard Schroeder (Konzertpianistin), Öl auf Leinwand
© Stadtmuseum Berlin

Der kalte Blick – Deutschland in den 1920er Jahren

Die große multidisziplinäre Ausstellung des Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk (Dänemark) gibt einen Überblick über Kunst und Kultur im Deutschland der Weimarer Republik (1918-1933), aus der die künstlerische Bewegung der Neuen Sachlichkeit hervorging. Das Stadtmuseum Berlin ist mit drei Gemälden aus der Gemäldesammlung vertreten.

von Melanie Huber

Ausstellung: 14.10.22 – 19.2.23

Neben Malerei und Fotografie umfasst die Sonderschau auch die Bereiche Architektur, Design, Film, Theater, Literatur und Musik. Im Zentrum der Ausstellung steht August Sanders für die Fotografiegeschichte besonders einflussreiches Hauptwerk Menschen des 20. Jahrhunderts, das die Umbrüche und Verwerfungen der deutschen Geschichte und Gesellschaft reflektiert. Die Ausstellung ist in Kooperation mit dem Centre Pompidou in Paris entstanden. 

Rudolf Schlichter: Margot, Berlin, 1924
© Viola Roehr von Alvensleben, München | Reproduktion: Michael Setzpfandt, Berlin

Das Stadtmuseum Berlin hat drei Gemälde zur Ausstellung beigesteuert. Darunter fällt das Gemälde „Margot“ des Künstlers Rudolf Schlichter (1890–1955).

Die Prostituierte Margot wurde von Rudolf Schlichter um 1924 mehrmals portraitiert. Margot, dargestellt in der Pose barocker Herrschaftsportraits mit herausforderndem Blick und selbstbewusst in die Hüfte gestemmtem rechten Arm, Bubikopf und Zigarette präsentiert den Typus der Neuen Frau. Ihre Emanzipation erkauft sie sich mit dem Verkauf und – ihr linkes geschwollenes Augenlid deutet es an – mit der Malträtierung ihres Körpers. Der Hintergrund zeigt eine triste Mietskaserne, ihr „Reich“ ist die Straße.

Oskar Nerlinger: Straßen der Arbeit, Spritztechnik (Tempera) auf Pappe, 1930
© Stadtmuseum Berlin
„Die Straßen der Arbeit“ ist ein Werk des Künstlers Oskar Nerlinger. Es entstand 1930. Hier wird das städtische Großstadtleben als geometrische Komposition abgebildet. Damit macht Nerlinger auf lakonische Weise die räumliche Enge der Stadtbewohner:innen sichtbar. Das Gemälde kann als Anklage gegen die Technisierung aller Aspekte des menschlichen Lebens gelesen werden.

Mitarbeit am Beitrag (Transparenzhinweis):

Die Informationen zur Ausstellung sind mit freundlicher Genehmigung aus der Präsentation des Louisiana Museum of Modern Art entnommen. Die Informationen über die Gemälde stammen von Annette Bossmann, Leiterin der Gemäldesammlung am Stadtmuseum Berlin.

Ausstellungsort

Ort
Louisiana Museum of Modern Art
Gl Strandvej 13
3050 Humlebæk, Dänemark

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