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Bildnis der Keramikerin Hedwig Bollhagen (1999), Sabina Grzimek, Bronze, gegossen, 34 x 22 x 28 cm
© Stadtmuseum Berlin

Bildnis Hedwig Bollhagen (1999)

Objekt des Monats Juni 2021

Das Objekt des Monats Juni erinnert an Hedwig Bollhagen (1907–2001), Keramikerin und Mitbegründerin der Hedwig Bollhagen Werkstätten für Keramik. Arbeiten von ihr sind Teil der Sammlung des Stadtmuseums Berlin – und der Fassade des Märkischen Museums.

Am 8. Juni 2001 starb Hedwig Bollhagen in Marwitz in der Nähe von Berlin (Landkreis Oberhavel), seit 1934 Sitz Ihrer Werkstätten. Das von der Berliner Bildhauerin Sabina Grzimek 1999 geschaffene Altersportrait zeugt von Respekt vor der Dargestellten, einer außergewöhnlichen Frau. Ihr Lebenswerk knüpfte an die Tradition des Bauhaus an und prägte die Gebrauchskeramik des 20. Jahrhunderts weit über die Region hinaus.

In dem abgeschiedenen Atelier der Bildhauerin in Erkner saß Bollhagen als 92-Jährige Modell. Von den 1950ern bis in die frühen 1960er Jahre hatte schon Grzimeks Vater, der Bildhauer Waldemar Grzimek, die Räume genutzt – ein künstlerischer Wegbegleiter Bollhagens.  Ihr Kopf ist länglich geformt, ein eng anliegender Stehkragen verdeckt den schlaffen Hals. Unter der zerfurchten und spröden Haut der Greisin zeigt sich deutlich  die Form des Schädels. Die runden Augen sind weit geöffnet, der Blick soll Weisheit und Warmherzigkeit ausstrahlen.

„Töppe“ und Baukeramik

as Stadtmuseum Berlin bewahrt fast 200 Keramiken aus verschiedensten Schaffensperioden Hedwig Bollagens, die bis zu ihrem Tod Künstlerische Leiterin der HB-Werkstätten blieb. Darunter befinden sich viele der heute noch beliebten, schlicht und zeitlos geformten „Töppe“, wie sie selbst sie nannte: Schalen, Dosen und Gebrauchsgeschirr in zarten hellblauen, gelben und weißen Farbtönen.

Weniger bekannt ist, dass in den Marwitzer Werkstätten schon ab 1935 auch hochwertige Baukeramik entstand. Ab 1951 wurden dort im Auftrag der Denkmalpflege zahllose Nachbildungen von Formsteinen und Bauteilen für die Restaurierung historischer Gebäude geformt, gebrannt und glasiert. Dazu zählen neben dem Kloster Chorin (Landkreis Barnim) berühmte Berliner Bauwerke wie das Rote Rathaus, die Klosterkirche, die Nikolaikirche und das Märkische Museum.
„Dejeuner“ (1984) Steingut, weißer Fond mit blauer Unterglasurmalerei, Hedwig Bollhagen (Entwurf), Marwitzer Werkstätten (Herstellung)
© Stadtmuseum Berlin
Die mit Baukeramik der Hedwig-Bollhagen-Werkstätten wiederhergestellte Südfassade des Märkischen Museums
© Stadtmuseum Berlin | Foto: Michael Setzpfandt

Schmuckelemente für den Wiederaufbau

Das im 2. Weltkrieg stark zerstörte Märkische Museum wurde in den folgenden Jahrzehnten Stück für Stück wieder aufgebaut und rekonstruiert. Für die Erneuerung der Südfassade stellten die Werkstätten Schmuckelemente sowie mehr als 2000 Backsteine mit und ohne Glasur her. Entscheidend für die Auftragsvergabe war die hohe handwerkliche und künstlerische Qualität der Produkte gewesen. Mindestens drei Ziegeleien hatten sich an der Ausschreibung beteiligt. Doch die Steine von Bollhagen waren an Perfektion nicht zu übertreffen, besonders die Glasur.

In der Sammlung online finden Sie alle Arbeiten Hedwig Bollhagens aus dem Bestand des Stadtmuseums Berlin. In der Skulpturensammlung werden zudem Gipsformen und Bauelemente aufbewahrt, die nicht für die Rekonstruktion der Fassade benötigt wurden.