01.10.2025
„Beziehungsweise Familie“ am Stadtmuseum Berlin: Interventionen im Museum Knoblauchhaus sowie in BERLIN GLOBAL
Am 3. Oktober 2025 eröffnet im Humboldt Forum das Sonderausstellungsprojekt „Beziehungsweise Familie“ – ein ambitioniertes Unternehmen, an dem alle am Humboldt Forum tätigen Kulturinstitutionen beteiligt sind. Zahlreiche Interventionen in den Dauerausstellungen des Humboldt Forums nähern sich dem Thema Familie intensiv an. Auch das Stadtmuseum Berlin ist dabei: im Humboldt Forum mit BERLIN GLOBAL sowie im nahegelegenen Nikolaiviertel mit dem Museum Knoblauchhaus.
Während in BERLIN GLOBAL das Konstrukt „Familie“ im Kontext von Wohnraumknappheit, Freizeitangeboten und Revolution thematisiert wird, geht es im Museum Knoblauchhaus um die bürgerliche Kernfamilie und den Familienalltag vor rund 200 Jahren. Die Interventionen richten auch den Blick auf Migrationserfahrungen sowie das Selbstverständnis junger Frauen damals und heute. Ein Kitaprojekt gibt in einer Intervention den Jüngsten und ihrer Sicht auf das Thema eine Bühne.
Museum Knoblauchhaus
Charakteristisch für die westlichen Industriegesellschaften war lange Zeit die Kernfamilie aus Eltern und leiblichen Kindern. Nur wenige hundert Meter vom Humboldt Forum entfernt, widmet sich das Museum Knoblauchhaus diesem bürgerlichen Familienmodell. In dem 260 Jahre alten, ehemaligen Wohnhaus einer Kaufmannsfamilie machen Ausstellungsinterventionen die verschiedensten Aspekte familiären Zusammenlebens vor etwa 200 Jahren erlebbar, bis hin zu Stammtafeln, Tischsitten und gewalttätigen Familienvätern. Den Migrationserfahrungen der früheren Bewohnerfamilie Knoblauch sind die Erlebnisberichte der heute im Museum tätigen Menschen gegenübergestellt.
Das Selbstverständnis junger Frauen in der Biedermeierzeit vermittelt ein historisches Objekt: Das zwischen 1836 und 1860 entstandene, erstmals ausgestellte Album der Berlinerin Ottilie von Graefe mit dem heutigen Titel „Girlsclub 1843“. Die darin zeichnerisch festgehaltenen Posen junger Frauen ähneln Tiktok-Präsentationen unserer Gegenwart. Und es macht deutlich, dass sie nicht nur auf den „Richtigen“ warten wollten, sondern sich in geselliger Runde mit Literatur, Kunst und Musik beschäftigten. Diese Frauen gehörten alle der Generation der um 1820 Geborenen an. Für einige von ihnen wurde der „Girlsclub 1843“ zum Ausgangspunkt eines unabhängigen, emanzipierten Lebens.
Projekt: Raum & Zeit. Aus der Kita ins Museum Knoblauchhaus
Auf der neuen Sonderfläche im 1. Obergeschoss des Museums Knoblauchhaus im Nikolaiviertel werden die Ergebnisse von Projekttagen zur frühkindlichen Bildung präsentiert. 30 Berliner Kita-Kinder im Alter von vier bis sechs Jahren haben das originalgetreu eingerichtete historische Wohnhaus der Familie Knoblauch erkundet und sich mit der Lebenswirklichkeit von Kindern und Familien vor ca. 200 Jahren beschäftigt. Wie lebten Kinder damals? Womit spielten sie? Wo schliefen sie? Und was gab es zu essen? Begleitet von der Künstlerin Anna Heidenhain experimentierten die Kinder in dem mehrtägigen Projekt auch mit künstlerischen Ausdrucksformen. Die Präsentation ist Bestandteil des berlinweiten, strukturbildenden Verbund-Projekts landesgeförderter Museen zur frühkindlichen Bildung mit dem Titel „Raum und Zeit: JETZT!“ und bis 16. November 2025 im Museum Knoblauchhaus zu sehen.
BERLIN GLOBAL
Auf der Ausstellungsfläche von BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum stellen fünf Themeninseln „Familie“ in den Kontext von Wohnraumknappheit, Freizeitangeboten und sogar Revolutionen. Sie hinterfragen, inwiefern Berliner:innen ihre Familie als Freiräume erfahren. Der Rundgang durch BERLIN GLOBAL erhält damit eine weitere Erschließungsebene.
Begleitprogramm
Ein vielfältiges Veranstaltungsprogramm in BERLIN GLOBAL und im Museum Knoblauchhaus ergänzt das akteursübergreifende Themenjahr „Beziehungsweise Familie“.