„Dara Tûyê – درخت توت – Der Maulbeerbaum“ und „Wenn ich König*in wäre…“ Zwei neue Freiflächen-Projekte in BERLIN GLOBAL eröffnet
Gleich zwei neue Freiflächen-Projekte wurden am vergangenen Wochenende in der Ausstellung BERLIN GLOBAL im Humboldt Forum eröffnet. Beide Sonderausstellungsprojekte sind bis 30. August 2027 zu erleben.
Freiflächen
Die Freiflächen sind drei Bereiche der Ausstellung BERLIN GLOBAL, die von Initiativen, Organisationen und freien Gruppen bespielt werden. Ziel dabei ist es Perspektiven und Themen sichtbar zu machen, die bisher unzureichend repräsentiert sind. Die Projekte werden zusammen mit dem Stadtmuseum Berlin entwickelt und umgesetzt. Danach sind sie etwa 18 Monate in BERLIN GLOBAL zu sehen. Begleitet werden sie von einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm.
Dara Tûyê – درخت توت – Der Maulbeerbaum
Das Freiflächenprojekt von Flamingo e.V. nimmt seinen Ausgang im Heilkräutergarten Hevrîn Xelef in Berlin-Neukölln, den der gemeinnützige Verein seit 2019 pflegt. Dort erinnert seit 2022 ein Schwarzer Maulbeerbaum an Jina Amini. Die kurdische Iranerin starb an den Folgen von Polizeigewalt. Ihr Tod löste eine weltweite Protestwelle aus. Flamingo e.V. unterstützt geflüchtete Frauen und arbeitet eng mit dem Frauendorf Jinwar in Rojava und Women for Justice e.V. zusammen – beide sind auch Teil der Ausstellung. Rojava ist der kurdische Name für die demokratisch angelegte Selbstverwaltung Nord- und Ostsyrien.In BERLIN GLOBAL steht nun eine Skulptur des Schwarzen Maulbeerbaums, entworfen von der Künstlerin Ela Pour. In der Installation sind Tonaufnahmen zu hören, in denen Frauen im Gespräch mit Kuratorin Anuscheh Amir-Khalili persönliche und politische Geschichten teilen. Die Aufnahmen, ergänzt durch zahlreiche kurdische und iranische Musikstücke, wurden von Yalda Yazdani arrangiert. Umgeben ist die Skulptur von Fotografien des Gartens Hevrîn Xelef, aufgenommen von Philip Leutert, sowie Motiven des Frauendorfs Jinwar.
Das Projekt thematisiert solidarisches Handeln von Frauen über Grenzen hinweg. Ihre Zusammenarbeit schafft Raum, um aus Gewalt- und Verlusterfahrungen neue Hoffnung entstehen zu lassen. Das Projekt zeigt: Gärten sind mehr als Grünflächen – sie sind Orte des Gedenkens, der Gemeinschaft und der Selbstermächtigung. Sie können Widerstand gegen Unterdrückung und Gewalt symbolisieren.
Wenn ich König*in wäre… Junge Visionen aus Neukölln
Die Freifläche der Bürgerstiftung Neukölln gibt jungen Stimmen aus Berlin-Neukölln eine Bühne, um ihre Positionen zu Teilhabe, gesellschaftlichem Zusammenhalt und Gerechtigkeit medial und installativ darzustellen. Wie sähen Berlin und die Welt aus, wenn junge Menschen sie gestalten könnten? Unter der kuratorischen Leitung von İdil Efe setzen sich elf Kinder und Jugendliche im Alter von 11 bis 16 Jahren mit Schieflagen der Gegenwart und ihren Vorstellungen für eine gerechtere Zukunft auseinander. In Audio-Interviews werfen sie einen schonungslosen Blick auf ihren Alltag, ihre Stadt und die Politik. Ihre Themen reichen von Rassismus und Sexismus, über Rücksichtslosigkeit und fehlenden Zusammenhalt im öffentlichen Raum bis hin zu Ungleichbehandlung, Krieg und dem Gefühl, die eigene Meinung nicht frei äußern zu können. Aus ihren Erfahrungen entwickeln sie Forderungen nach Gerechtigkeit, Meinungsfreiheit und Zusammenhalt. Sie rufen die Besucher*innen dazu auf, Unterschiede wertzuschätzen und auf Augenhöhe miteinander zusammenzukommen. Besucher*innen sind eingeladen, selbst König*in zu sein: Platz nehmen auf dem Thron, Missstände der Gegenwart aktiv ablehnen und gemeinsam mit den Jugendlichen eine bessere Zukunft gestalten.Die Freifläche greift Themen aus dem Schulalltag, dem Umgang miteinander und Erfahrungen von Rassismus auf, ebenso wie Krieg und Frieden, einschließlich das Sprechen über den Nahost-Konflikt. Am Ende der Ausstellung lädt eine Medienstation in Kooperation mit der Bildungsstätte Anne Frank und mit Videobeiträgen von Saba-Nur Cheema und Meron Mendel zum Nachdenken über den Konflikt und seine Bedeutung im Hier und Jetzt ein. Weiterführende Diskussionsangebote zu diesem und vielen anderen Themen werden Teil des begleitenden Veranstaltungsprogramms sein.
Kooperationspartner*innen „Dara Tûyê – درخت توت – Der Maulbeerbaum“
Ein Projekt von Flamingo e.V.Zusammen mit:
Kuratorin: Anuscheh Amir-Khalili
Interviewpartner*innen: Ela Pour, Jasmin, Leyla Ferman, Lisa Dobkowitz, Nassim Tajbakhsh, Najlaa Matto, Nesrin, Shirin, Steph K’mour Wintz, Xatun, Xezal Ismail
künstlerische Gestaltung Schwarzer Maulbeerbaum: Ela Pour, mit Unterstützung von Chris Jaritz und Anja Koch Kenk
Musikkuration und Sounddesign: Yalda Yazdani
Fotografien: Philip Leutert
Grafik: May Franzen
Mit Unterstützung der anstiftung
Kooperationspartner*innen „Wenn ich König*in wäre… Junge Visionen aus Neukölln“
Ein Projekt der Bürgerstiftung NeuköllnZusammen mit:
Teilnehmer*innen: D., Ela, Hanin, Huda, Jamal, Liyana, Maryana, Sara, Suhaylah, Yara, Yusuf Kuratorische Leitung: İdil Efe
Projektleitung: Ines Paliege
Projektassistenz: Soraya Salazar
Sounddesign: Ilona Marti
Videoproduktion: Vince Ecker
Raumgestaltung: Verena Kluge
Grafik: Christine Kitta
Illustrationen: EL BOUM
Mit Unterstützung von:
Diego Cuadra, Saba-Nur Cheema, Meron Mendel, dem Nachbarschaftsheim Neukölln e.V., Morus 14 e.V. und der Gesellschaft im Wandel gGmbH
Besonderer Dank gilt der Bildungsstätte Anne Frank.
Ausstellungsdauer: 30. November 2025 bis 30. August 2027
Ausstellungsort: BERLIN GLOBAL, Raum „Verflechtung“,im Humboldt Forum
Freiflächen in BERLIN GLOBAL
„Dara Tûyê – درخت توت – Der Maulbeerbaum“ und „Wenn ich König*in wäre… Junge Visionen aus Neukölln“ sind das siebte und achte Freiflächen-Projekt in der Berlin Ausstellung. Darüber hinaus ist aktuell „Freiheit, Gleichheit, Solidarność“ zu polnischen Standpunkten in Berlin zu sehen. Ein weiteres Projekt zu Kontinuitäten queeren migrantischen Lebens ist derzeit in Vorbereitung und soll im Sommer 2026 eröffnet werden. Alle Projekte wurden 2023 unter dem Motto „Macht Eure eigene Ausstellung!“ öffentlich ausgeschrieben und von einer unabhängigen Jury ausgewählt. Eine Übersicht, auch der vergangenen Projekte, findet sich unter https://www.stadtmuseum.de/freiflaechen.
BERLIN GLOBAL
Auf 4.000 Quadratmetern thematisiert BERLIN GLOBAL in sieben Themenräumen Fragen wie: Was ging und geht von Berlin in die Welt? Was wirkte in die Stadt zurück? Und wie wollen wir sie gestalten? In atmosphärischen Inszenierungen werden die ausgewählten Aspekte Revolution, Freiraum, Grenzen, Vergnügen, Krieg, Mode und Verflechtung nacherlebbar. Auf der Website sowie den Social-Media-Kanälen auf YouTube, Instagram und Facebook erhalten Interessierte weitere Einblicke in die Ausstellung.
WEITERE INFORMATIONEN UNTER
www.stadtmuseum.de/berlin-global
www.humboldtforum.org/berlin-global