„Sharmins Notiz“, der Zettel den Sharmin im Gefängnis schrieb.
© Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin | Foto: Oana Popa-Costea

Sharmins Notiz

Im Raum „Krieg“ bei BERLIN GLOBAL hängt ein Foto von „Sharmins Notiz“. Das Objekt ist Teil eines Interview-Projekts zum Thema Flucht. In der Reihe „Lieblingsobjekt“ stellen wir es vor.

von Stefanie Friedlhuber, Kulturprojekte Berlin
Auszug aus der Notiz, den Sharmin im Gefängnis in Bulgarien schrieb
„Ich weiß nicht, wo genau ich bin, es ist der schlimmste Tag meines Lebens. Mein Sohn ist krank und es gibt nicht viel zu essen und es ist sehr kalt […]“

Sharmin verfasste diese Notiz 2014, als Sharmin auf der Flucht in einem bulgarischen Gefängnis inhaftiert war. Im Rahmen eines Interview-Projekts sprachen zehn Personen, die zwischen 1946 und 2018 nach Berlin kamen, über ihre Fluchtgeschichte. Es entstand in Zusammenarbeit mit der Journalistin Zoya Mahfoud, der Kuratorin für Partizipation, Verda Kaya, und dem Fotografen Benny Golm.

Brenda Spiesbach, Zoya Mahfoud, Verda Kaya und Benny Golm vor der Flucht-Wand im Raum Krieg.
© Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin | Foto: Oana Popa-Costea

Brenda Spiesbach, kuratorische Mitarbeiterin, erzählt, warum „Sharmins Notiz“ ihr Lieblingsobjekt bei BERLIN GLOBAL ist.

Brenda Spiesbach
© Kulturprojekte Berlin und Stadtmuseum Berlin | Foto: Oana Popa-Costea

Was sind Deine Aufgaben im Team von BERLIN GLOBAL, Brenda?

Ich bin seit über vier Jahren Teil des kuratorischen Teams und meine Aufgaben sind sehr vielfältig: Konzept- und Textarbeit, Recherchen zu Themen und Objekten für die Aspekte Vergnügen und Krieg wie auch die Begleitung partizipativer Projekte.

Warum ist „Sharmins Notiz“ Dein Lieblings­objekt?

Die Notiz von Sharmin finde ich so eindrücklich, da sie klein und unscheinbar scheint. Und zugleich so vieles transportiert: Zu allererst dokumentiert dieser handgeschriebene Zettel einen der schwärzesten Tage in Sharmins Leben. Der Text macht traurig, wütend und beschämt uns Europäer:innen für den Umgang mit Menschen, die vor Gewalt und Krieg Zuflucht suchen.

Weitere „Lieblingsobjekte“ entdecken

Ein Treffen in der Kaffeetasse: Menora. Halbmond. Kreuz.

Im Raum „Freiraum“ bei BERLIN GLOBAL gibt es einen Bereich zum Thema Glaube. Dort steht eine religionsübergreifende Plastik – ursprünglich gedacht als Alternative zum Kreuz auf der Kuppel des Humboldt Forums. In der Reihe „Lieblingsobjekt“ stellen wir die Plastik vor.

Die Stahltür des Techno-Clubs „Tresor“

Zwischen den Räumen „Freiraum“ und „Grenzen“ bei BERLIN GLOBAL steht eine ganz besondere Tür: Die Stahltür des legendären Clubs „Tresor“ in der Leipziger Straße 126a. In der Reihe „Lieblingsobjekt“ stellen wir es vor.

„Die Wiedergeburt des Osiris“

Im Raum „Revolution“ ist das Wandbild „Die Wiedergeburt des Osiris“ der ägyptischen Künstlerin Hanaa El Degham zu sehen. In der Reihe „Lieblingsobjekt“ stellen wir es vor.

Der Kugelkartograph

Im WELTSTUDIO, dem Raum für Beteiligung bei BERLIN GLOBAL, steht der Kugelkartograph. Hier können Gäste individuelle Karten gestalten. In der Reihe „Lieblingsobjekt“ stellen wir den Kartographen vor.

Begräbnis bezahlbarer Mieten

Im Raum „Freiraum“ bei BERLIN GLOBAL steht das „Begräbnis bezahlbarer Mieten“ des Künstlerkollektivs Rocco und seine Brüder. 2016 installierte die Künstler das Werk an einer Straßenecke in Kreuzberg, um auf die explodierenden Mieten aufmerksam zu machen. In der Reihe „Lieblingsobjekt“ stellen wir das für die Ausstellung wiederhergestellte Objekt vor.

Der Ghettoblaster von The City Rockers

Im Raum „Vergnügen“ bei BERLIN GLOBAL steht ein Ghettoblaster des ehemaligen TCR-Mitglieds José Alvarez. The City Rockers (TCR) waren in den 1980er Jahren in Berlin bekannt als Breakdance-Gruppe. In der Reihe „Lieblingsobjekt“ stellen wir den Ghettoblaster vor.